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Nobelpreisträger Werner Arber denkt in Jahrmillionen

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21.02.2019
Der Mikrobiologe Werner Arber sprach in Muttenz über Evolution und Schöpfung und plädierte dafür, der Artenvielfalt Sorge zu tragen.

Die Stühle, die beim ökumenischen Forum für Ethik und Gesellschaft in Muttenz bereits aufgestellt waren, reichten bei weitem nicht aus. Die Leute wollten den Mikrobiologen und Genetiker Werner Arber erleben. Zahlreich erschienen sie zu seinem Vortrag «Evolution als permanente Schöpfung». Im Juni wird der Schweizer Nobelpreisträger 90 Jahre alt. Von 2010 bis 2017 präsidierte er als erster Nichtkatholik die Päpstliche Akademie der Wissenschaften.

«Die Hirten unserer Umwelt»
Arber begann seinen Vortrag mit der Entstehung der Welt. Der Ursprung der kosmischen Evolution liege vierzehn Milliarden Jahre zurück. Vor vier Milliarden Jahren sei dann unser -Sonnensystem entstanden, dessen -Lebenserwartung weitere vier Milliarden Jahre betrage. «Für diese Zeit-spanne sind wir verantwortlich, nicht nur für unsere Kinder und Grosskinder», betonte Arber: «Wir sind die Hirten unserer Umwelt und sollten sinnvoll mit ihr umgehen.»

Die heutige Artenvielfalt könne nicht auf einen einmaligen Schöpfungsakt zurückgeführt werden, erklärte Werner Arber. Man müsse die Evolution als permanenten Schöpfungsprozess verstehen. Evolution finde auch heute und in Zukunft statt, jedoch so langsam, dass sie im Laufe eines Lebens nicht wahrgenommen werde. «Der Schutz der Artenvielfalt und Lebensräume ist wichtig für eine nachhaltige Evolution», so Arber.

Macht der Schöpfungsmythen
Den Beginn der menschlichen Zivilisation setzt Werner Arber vor 10 000 Jahren an mit der Erfindung der Landwirtschaft. In dieser Zeit seien auch die Schöpfungsmythen entstanden, zum Beispiel die jüdisch-christliche Vorstellung von einem Gott als Schöpfer, die mit der Genesis Eingang fand ins Alte Testament. «Das Verständnis der Schöpfung ist Gottes Offenbarung», sagte Arber.

Der Wissenschaftler schätzt das Konzept der christlichen Trinität: «Es ist kein Beweis, aber eine gute Idee.» Der Vater und der Heilige Geist seien keine Menschen und darum zuständig für das Weltall, während der Sohn Gottes ein Mensch sei, «der uns das gute Leben vorlebt. Das brauchen wir.» 

Karin Müller, 21. Februar 2019

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