Notfallseelsorge: Einsätze wegen Suizid nehmen zu
Im Kanton Luzern sind täglich zwei Notfallseelsorgende und Care Givers auf Pikett. Sie werden von Rettungsdiensten, Polizei oder Feuerwehr aufgeboten. Im vergangenen Jahr rückten sie zu 82 Ereignissen aus und leisteten während rund 850 Stunden psychologische und seelsorgerische Unterstützung. Träger des Angebots sind die katholische, die reformierte und die christkatholische Landeskirche zusammen mit dem Kanton Luzern.
«Erfolgt ein Aufgebot, so sind wir in der Regel innerhalb von 45 Minuten am Einsatzort», erklärt Christoph Beeler-Longobardi, Co-Leiter ökumenische Notfallseelsorge/Care-Team Kanton Luzern. «Bei einem schlimmen Ereignis wird Angehörigen und Betroffenen der Boden unter den Füssen weggezogen. Unsere Aufgabe ist es, Ereignisse, Gefühle und Handlungen zu ordnen, um wieder handlungsfähig zu werden.»
Mehr Suizide, weniger Verkehrsunfälle
Die Gesamtzahl der Einsätze sank zwar im Vergleich zum Vorjahr von 86 auf 82, die Suizidfälle stiegen jedoch um fünf auf 25. «Im Langzeitvergleich der letzten zehn Jahre ist das eine hohe Zahl», sagt Christoph Beeler-Longobardi. Bei den Verkehrsunfällen sank die Zahl im gleichen Zeitraum von sechs auf zwei Einsätze. Auch im vergangenen Jahr wurden die Notfallseelsorger und Care Givers am häufigsten zu ausserordentlichen Todesfällen wie plötzlichem Herzversagen gerufen.
Training in Zusammenarbeit und Kommunikation
Um die reibungslose Zusammenarbeit mit den Partnerorganisationen und die Kommunikation in komplexen Lagen sicherzustellen, wurde 2023 die Einsatzübung «Morgentau» durchgeführt: Dabei wurde die Bewältigung eines Unfalls mit Toten und Verletzten bei einem Schulausflug geübt. Teamleader und Care Givers übten mit 70 Figuranten die Zusammenarbeit mit der Schulorganisation und deren Notfallkonzept. Ereignisplanung, Durchführung, Kommunikation, Informationsfluss, Zusammenarbeit mit Partnern und die Betreuung von Gruppen und Einzelpersonen wurden in einem komplexen Zusammenspiel erprobt. Die Übung war erfolgreich: «Es hat sich gezeigt, dass wir auf solche Ereignisse vorbereitet sind», so Beeler-Longobardi.
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