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Engagement von Freiwilligen

Ökumenische Wegbegleitung: Menschen eine Gemeinschaft bieten

von Carole Bolliger
min
31.05.2024
ZUG | Rund 150 freiwillig Engagierte begleiten ebenso viele Frauen und Männer, die Unterstützung brauchen, im Rahmen der Ökumenischen Wegbegleitung Kanton Zug.

Ob Gespräche, miteinander spielen, etwas vorlesen, Begleitung beim Einkaufen oder zum Arzt oder Integrationshilfe: Das Angebot der Ökumenischen Wegbegleitung ist vielseitig und individuell zugeschnitten. Laut Bruno Baumgartner, Co-Leiter des Angebots und Sozialdiakon in der Alters- und Erwachsenenarbeit der Reformierten Kirche Bezirk Baar Neuheim, sind Gespräche und Spaziergänge am meisten gefragt. «Wir wollen Menschen eine Gemeinschaft bieten», sagt er und stellt klar, dass es darum geht, Zeit zu schenken, und um den sozialen Austausch. «Wir bieten keine Nachbarschaftshilfe, also kein Rasenmähen oder Einkaufen und auch keine Pflege.»

Ans Herz gewachsen

Lilo Schmid aus Baar gehört zu den Freiwilligen. Seit über zehn Jahren begleitet sie eine ältere Dame, die heute im Alters- und Pflegeheim Martinspark lebt. «Früher, als sie noch gut zu Fuss war, haben wir regelmässig Ausflüge nach Steinhausen ins Einkaufszentrum gemacht», erzählt Schmid. Heute besucht die Rentnerin die Seniorin wöchentlich im Altersheim zum Mittagessen. Oft ist auch ihr Mann mit dabei. «Mit ihm fachsimpelt sie am liebsten über Fussball», sagt Lilo Schmid schmunzelnd. Ihre «begleitete Person» ist über all die Jahre viel mehr als das geworden. «Sie ist uns ans Herz gewachsen, gehört heute zur Familie und ist bei verschiedenen Familienfeiern mit dabei.»

Lilo Schmid hat vor ein paar Jahren auch noch eine junge Kurdin begleitet und ihr Deutschunterricht erteilt. «Es ist eine gegenseitige Bereicherung», sagt Schmid. Sie gebe etwas und erhalte genauso viel zurück. «Ich kann andere unterstützen und werde selbst ge-braucht, das ist ein schönes Gefühl.»

Zeitlich limitiertes Angebot

Mehrheitlich sind es ältere Personen, die Unterstützung suchen, und ebenfalls ältere, die diese freiwillig anbieten wollen. In den letzten Jahren hat die Anzahl der jüngeren Menschen, die Hilfe anbieten, etwas zugenommen, worüber sich Bruno Baumgartner freut. Obwohl sie zurzeit nicht schlecht aufgestellt sind, sind die Verantwortlichen immer auf der Suche nach neuen Wegbegleitenden.

Um der heutigen Zeit gerecht zu werden, soll es zukünftig auch projektmässige, zeitlich limitierte Angebote geben: «Begleitende können sich nur für einen bestimmten Zeitraum verpflichten, zum Beispiel für drei oder sechs Monate», sagt Sandra Dietschi der Katholischen Kirche Zug, Baumgartners Co-Leiterin. Ziel der Ökumenischen Wegbegleitung sei eigentlich schon, dass eine langfristige Beziehung zwischen Begleitenden und Begleitpersonen entstehen könne. «Aber wir müssen uns anpassen.»

Die Nachfrage nach Begleitung nimmt stetig zu. Vereinsamung ist ein grosses Thema, was Bruno Baumgartner und sein Team vermehrt feststellen. «Immer mehr Menschen leben zurückgezogen und sind einsam», weiss der Sozialdiakon. Oft seien es aber nicht die Personen selbst, die Hilfe suchten, sondern Pflegeleute, Ärzte oder Angehörige, die sich bei ihm meldeten.

Begleitung für die Begleitenden

Finanziert wird die Ökumenische Wegbegleitung Kanton Zug von den beiden Kantonalkirchen. Die Reformierte Kirche Kanton Zug unterstützt das Projekt mit 3500 Franken jährlich und die Katholiken mit 7500 Franken. Das Budget wird in Weiterbildungsangebote für die freiwillig Engagierten und Dankesanlässe investiert.

«Dass die Begleiterinnen und Begleiter unterstützt und begleitet werden, ist sehr wichtig», sagt Bruno Baumgartner. Konkret werden Weiterbildungsangebote anhand der Bedürfnisse und der Probleme angeboten. Bei den letzten beiden Weiterbil-dungen ging es um den Umgang mit Demenzkranken und um schwierige Gesprächsthemen wie den «Sterbewunsch».

Die Weiterbildungen sind gefragt und beliebt. Laut Bruno Baumgartner nimmt fast die Hälfte der Freiwilligen jeweils daran teil. «Überlegt und wertvoll», findet Lilo Schmid das Weiterbildungsangebot. Auch sie hat schon öfters daran teilgenommen. Nebst der Vermittlung von fachlichem Wissen schätzt sie die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Freiwilligen.

 

Sie suchen Hilfe oder möchten Unterstützung anbieten? Hier finden Sie Informationen: www.wegbegleitung-zug.ch

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