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Ostern ist mehr als «eierlegende Hasen»

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01.04.2019
Mit der Ausstellung «Leiden Christi» möchte der Galerist und Kunstmäzen Hermann Alexander Beyeler «in Erinnerung rufen, was passiert ist vor 2000 Jahren».

Er stelle immer wieder fest, dass viele die Leidensgeschichte Christi nur vage oder gar nicht kennen, sagt Hermann Alexander Beyeler. «Für sie ist der Karfreitag der Auftakt zu einem verlängerten Wochenende und Ostern das Fest der eierlegenden Hasen.» Der aus dem Luzernischen stammende Unternehmer und Kunstmäzen gründete 2015 in Pratteln die Stiftung Kunst und Kultur Region Basel.

Renaissance und Barock
Mit seiner Ausstellung möch-te Beyeler der Osterhasen-Folklore entgegenwirken. Er zeigt sakrale Kunst aus der eigenen Sammlung, Werke der Renaissance und des Barock. Darunter die Darstellung eines Kreuzwegs im Na-zarener-Stil aus dem 19. Jahrhundert.

In der Kunst habe sich der indi-viduelle Lebensweg Christi – Passion, Tod und Auferstehung – in einem meist vierzehn Stationen umfassenden Kreuzweg niedergeschlagen, erklärt Beyeler. Er möchte aber nicht nur «alte Schinken» zeigen, wie er es salopp for-muliert. Den Kreuzweg ergänzt er mit Requisiten wie einer neunschwänzigen Katze, mit der Jesus ausgepeitscht wurde, einer Reproduktion des Turiner Grabtuchs oder dem Abendmahlstisch vor der Projektion von da Vincis berühmtem Gemälde. «Ich möchte allen in Erinnerung rufen, was passiert ist vor 2000 Jahren», sagt Beyeler. Er hofft, dass seine Ausstellung viele Schulklassen anzieht. Für sie organisiert er Führungen. Die Ausstellung heisst «Leiden Christi». Die Begleittexte zu den Stationen beschreiben die Folterungen aus der Bibel ausführlich, so etwa die Kreuzigung: «Der Körper des Hin-zurichtenden hatte sich in eine blut- und hautfetzenverkrustete Masse verwandelt.»

«Realistischer Religionsunterricht»
Sind solche drastischen Schilderungen den Kindern zuzumuten? Er zeige keine blutigen Szenen, meint Beyeler, die Beschreibungen seien wichtig, damit man sich vorstellen könne, was dieses Leiden bedeutete, was es hiess, jemanden auszupeitschen und zu kreuzigen. Früher habe man dazu geschwiegen, heute sei das nicht mehr angebracht, findet Beyeler. Seine Ausstellung bezeichnet er als «realistischen Religionsunterricht».

Doch Ostern steht nicht nur für Leiden, sondern auch für Hoffnung. Er ha-be dies im Ausstellungstitel bewusst weggelassen, sagt Beyeler. «Die Auf-erstehung soll als Überraschung kommen.» Unter anderem wird sie illustriert mit dem in der Tradition
Caravaggios realistisch wirkenden Ölgemälde «Der ungläubige Thomas», auf dem der Apostel Thomas den Finger in die Seitenwunde von Christus führt, um sich von seiner Auferstehung zu überzeugen.

Karin Müller, März 2019

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