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Palmöl-Allianz: «Brot für alle» gemeinsam mit Bauernverband

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17.02.2018
In einem offenen Brief an Bundesrat Johann Schneider-Ammann fordert «Brot für alle», Palmöl aus dem Freihandelsabkommen mit Indonesien auszuschliessen. Unterstützt wird das Hilfswerk unter anderem vom Bauernverband.

Der grossflächige Palmölanbau in Indonesien, bei dem riesige Flächen des Regenwaldes gerodet werden, führt zu massiven Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen. Seit Jahren macht «Brot für alle» auf die Problematik von Landgrabbing (Landraub) aufmerksam. Unternehmen aus Malaysia und Indonesien errichten Palmölplantagen, ohne auf die Umwelt und die Rechte der ansässigen Bevölkerung zu achten. Oftmals seien die Distriktvorstände bestochen und die Bauern würden mit Gewalt vertrieben, so Miges Baumann, Entwicklungsexperte bei «Brot für alle». Indonesien und Malaysia sind mit einem Marktanteil von über 80 Prozent die weltgrössten Produzenten und die wichtigsten Lieferanten für die Schweiz. Das billige Pflanzenfett steckt in vielen Lebensmitteln und in Kosmetika und wird zu Agrotreibstoff verarbeitet.

Menschenrechtsverletzungen und Umweltproblematik 

Zurzeit handelt die Schweiz mit Indonesien ein Freihandelsabkommen aus, welches Palmöl von Einfuhrzöllen befreit. Das Pflanzenfett würde nach einem Abschluss in der Schweiz billiger. Für Baumann setzt dies ein falsches Signal. Der Druck in Indonesien, mehr Palmöl zu produzieren, werde erhöht. Das evangelische Hilfswerk fordert den Bundesrat auf, Palmöl aus dem Abkommen auszuschliessen. «Mit Palmöl verbinden sich zu viele Probleme. Die Problematik der Menschenrechtsverletzungen, der Landrechte und der Zerstörung der Umwelt müsste gelöst werden, bevor man Palmöl in den Freihandelsvertrag aufnehmen kann», sagt Miges Baumann. «Ein Handelsabkommen löst keine Umweltprobleme.»

Gemeinsame Allianz zwischen Bauern und Hilfswerken

Mit dem Vorstoss steht «Brot für alle» nicht allein da. Eine breite Koalition von Schweizer NGOs, bäuerlichen Organisationen, indonesischen Menschenrechtsorganisationen und die Umweltorganisation WAHLI haben den Brief an den Bundesrat und die indonesische Regierung unterschrieben. Die Bauern fürchten um den Absatz des Sonnenblumen- und Rapsöls, wenn das billige Palmöl in der Schweiz erneut günstiger wird. In dieser Frage dürfte es zu einem Schulterschluss zwischen SVP-Bauernvertretern, NGOs und Linken kommen. Der Bauernverbandsvertreter Markus Ritter traf sich mit Nationalrätin Maya Graf  sowieVertretern von «Brot für alle» und WALHI in Bern.

Die Grossverteiler stehen in der Verantwortung

Seit kurzem führt «Brot für alle» Gespräche mit den Grossverteilern wie Migros, Coop, Aldi und Lidl. Konkretes kann Baumann noch nicht dazu sagen. Die Verteiler seien sich der Problematik bewusst, versteckten sich jedoch hinter dem «Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl» (RSPO). Der Runde Tisch wurde 2004 in Zürich vom WWF, dem malaysischen Palmölverband, der Migros, Unilever und dem internationalen Palmölverarbeiter AAK gegründet. Heute zählt der Verband 3659 Mitglieder. Für die Hilfswerke und Umweltverbände bringt dieses Zertifikat gerade in der Frage der Umwelt und des Landraubs wenig. Am «Roundtable» sitzen vor allem die Verteiler aus Europa, während die Plantagenbesitzer weitgehend fehlen, so Miges Baumann

Konsumenten überfordert

Von einem Boykott der Produkte, in denen Palmöl steckt, hält Miges Baumann nichts. «Die Verbraucher wären überfordert. Palmöl steckt in den meisten Lebensmitteln, wir könnten fast nichts mehr konsumieren.» Ausserdem wolle man den Konsumenten nicht dauernd ein schlechtes Gewissen machen. Der Ball liege bei den Grossverteilern und der Politik. Dort müsste man ansetzen, um etwas zu verändern. Bis anhin hat der Bundesrat auf den offenen Brief nicht geantwortet.

Tilmann Zuber, Kirchenbote-online

 

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