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Plädieren fürs Verlieren

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08.03.2018
«Gewinnen – verlieren» heisst das Motto des vierten Forums christlicher Führungskräfte. Erfolgreiche Manager wie EHC-Kloten-Präsident Hans-Ulrich Lehmann, Swissmem-Präsident Hans Hess oder Kristine Braden, Chefin der Citibank Schweiz, wissen, dass Niederlagen dazugehören. An der Tagung in Fribourg sprechen sie darüber.

Hans-Ulrich Lehmann behauptet: «Ich kann Niederlagen gut wegstecken. Sie sind ja auch nicht per se negativ.» Als Präsident des EHC Kloten habe er seinen Spielern einmal gesagt: «Wenn ihr zehnmal hintereinander gewinnt, lernt ihr gar nichts. Wenn ihr aber zehnmal hintereinander verliert, könnt ihr sehr viel daraus lernen.»

«Das Unmögliche reizt mich»
Lehmann selber ist kein Verlierer-Typ. Vor über zwanzig Jahren startete er als Verkäufer von Mobiltelefonen, gründete die Ladenkette Mobilezone und erhielt den Übernamen «Handy-König». Was ihn antreibt? «Ich glaube, es reizt mich einfach, Unmögliches möglich zu machen.» Allerdings kommt auch ein erfolgreicher Unternehmer und Selfmade-Millionär wie er nicht ohne Unterstützung aus: «Wenn ich an einem schönen Sonntagmorgen um 6 Uhr aufs Velo steige, ist das der ideale Moment, um mich selber zu erleben und mit Gott ein Zwiegespräch zu führen.»

Beinahe den Sohn verloren
Wie Lehmann ist sich Kristine Braden Erfolge gewöhnt. Die Amerikanerin ist seit drei Jahren Leiterin von Citibank Schweiz. Als erste Frau wurde sie im letzten Jahr in den Verwaltungsrat der Schweizerischen Bankiervereinigung gewählt. Und trotzdem: Auch die Topbankerin kennt Rückschläge: «2014 hätten wir wegen einer Blutvergiftung beinahe unseren Sohn verloren. Während zwei Wochen wussten wir nicht, ob er es schafft.» Etwas hat Kristine Braden aber auch während dieser Zeit nie aufgegeben: die Hoffnung, die sie aus dem christlichen Glauben zieht. «Egal welche Umstände auch herrschen, es gibt immer Hoffnung», betont die 42-Jährige.

«Wie kannst du bloss?»
In ihrem Beruf, in dem sie täglich mit Herausforderungen konfrontiert wird, helfe ihr die Hoffnung, standhaft zu bleiben. Kristine Braden erinnert sich, wie eine Bekannte sie vor über zwanzig Jahren fragte: «Wie kannst du als Christin bloss Bankerin werden? In diesem Geschäft gibt es keine Moral!» Ohne zu zögern stellte Braden damals die Gegenfrage: «Wäre es nicht wünschenswert, wenn alle Banker Christen wären, damit sich die Moral der Branche verbessert?»

Niemand soll lange verlieren
Auch Hans Hess plädiert für mehr Moral. Als Präsident des Verbands Swissmem vertritt er die Interessen der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie. Er weiss, dass Niederlagen zum Leben gehören. Hess warnt aber: «Wir dürfen nicht ganze Gruppen von Menschen über längere Zeit zu Verlierern werden lassen.» Natürlich gehöre immer eine grosse Portion Eigenverantwortung dazu, nicht auf die Verliererstrasse zu geraten. Doch die Gesellschaft müsse lernen, an die gemeinsamen Ziele zu denken. Für Hess sind dies Arbeit, Wohlstand, Freiheit und Gesundheit. Der Glaube könne dabei ein wichtiger Kompass sein, so Hess. «Alle Menschen und gerade Führungskräfte fällen jeden Tag Hunderte wichtige und weniger wichtige Entscheidungen. Der Glaube gibt nicht auf alle diese Fragen direkte Antworten. Aber er erlaubt ein Wertsystem, innerhalb dessen man sinnvolle und nachhaltige Entscheide fällen kann.»

Cyrill Rüegger, kirchenbote-online, 8. März 2018

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