Projekt «Déjà vu?» – Orgeln in Basel
Schon sein Vater, Rudolf Löw-Burckhardt, sei mit Leib und Seele Organist gewesen, schreibt Rudolf Löw Sohn in seinen Erinnerungen. Mit seinem Text aus dem Jahr 1923 hinterlässt Löw ein kleines Kulturbild des damaligen Basels aus der Perspektive des Organisten der Elisabethenkirche. «Hundert Jahre später ist der Text zum Ausgangspunkt für das Projekt ‹Déjà vu?› geworden», erklärt Susanne Böke, Organistin an der Titus Kirche und Leiterin des Projekts. «Wir knüpfen daran an und lassen die von Löw beschriebenen Erinnerungen aus der Kindheit, Erlebnisse mit seinen Amtskollegen der Innerstadtkirchen sowie der Orgelrevision 1913 an vier Veranstaltungen Revue passieren und stellen gleichzeitig die Verbindung zur aktuellen Situation her.» Die Basler Kirchen, die längst nicht mehr nur der Kirchenmusik offenstehen, bieten heute ein reichhaltiges Angebot an kulturellen Veranstaltungen. Im Projekt «Déjà vu?» gehe es um die Orgel, das Instrument, das wie kein anderes für einen (Kirchen-)Raum konzipiert und sowohl visuell als auch akustisch darauf abgestimmt sei, sagt Susanne Böke.
Im laufenden Jahr feiert das «Orgelspiel zum Feierabend» das 50-Jahr-Jubiläum und die Münsterorgel ihr 20-jähriges Bestehen. Unter dem Titel «Erlebnis Orgel» hat der Basler Journalist Sigfried Schibli ein Kompendium zu sechzig Orgeln in Basel und Umgebung herausgegeben. Im Stadtcasino wirkt ein innovatives Team, das der Orgel im Konzertsaal einen festen Platz einräumt, und in den Kirchgemeinden blühen Konzertreihen. Das Projekt «Déjà vu?» fügt sich in den Reigen von Jubiläen rund um die Orgel. «Wir schauen zurück in die Zeit, als sich die ersten Auswirkungen der Industrialisierung in Basel bemerkbar machten», erklärt Böke. Aber auch andere Passagen aus Rudolf Löws Erinnerungen seien aufschlussreich. «So schildert Löw, dass ältere Freunde seines Vaters einem besonderen Organistentypus angehörten. Sie waren eigentliche Dilettanten, die sich durch eifriges Selbststudium eine musikalische Bildung angeeignet hatten.» Auch Orgelbaukunst und Orgelgeschichte werden im Rahmen einer Führung thematisiert. «Die vier Veranstaltungen sind inhaltlich breit gefächert», sagt Susanne Böke. «Es ist zudem eine schöne Fügung, dass die Schlussveranstaltung von ‹Déjà vu?› in der Titus Kirche an der von Michael Klahre frisch revidierten Orgel stattfinden darf.»
Veranstaltungen
Dienstag, 31. Oktober, 19.30 Uhr, Quartieroase Bruderholz, Bruderholzallee 169. Der Verein point d’orgue gibt einen Überblick über das Projekt «Déjà vu?». Mit Kurzfilm-Premiere und Apéro.
Samstag, 4. November, 10.30 Uhr, Offene Kirche Elisabethen, Elisabethenstrasse 10: Orgelführung mit
Informationen zur Orgelbaugeschichte. Mit Organist Matthias Wamser. Es erklingt ein Choralvorspiel von Rudolf Löw-Burckhardt sowie Klaus Hubers Komposition «In te Domine speravi» aus dem Jahr 1964.
Freitag, 10. November, 18.15 Uhr, Leonhardskirche, Leonhardskirchplatz 10. Im Rahmen des Projektes «Déjà vu?» gestaltet Susanne Doll zusammen mit Bernhard Affolter (Textlesung) und Rebecca Reese (Gesang) ein Programm, das einer liturgischen Anordnung folgt. Es erklingen Werke von Olivier Messiaen, Arvo Pärt und Susanne Doll.
Sonntag, 12. November, 17 Uhr, Titus Kirche, Im tiefen Boden 75: Schlussveranstaltung. Konzertanter Anlass an der frisch revidierten Titus-Orgel, Kurzfilm-Vorführung und Apéro. Mit Matthias Wamser, Organist Offene Kirche Elisabethen, Andreas Liebig, Münsterorganist Basel, Dieter Lämmlin, Organist der Église française reformée Basel, Leonhardskirche, und Klaus Brömmelmeier, Schauspieler und Regisseur.
Bei allen Veranstaltungen: freier Eintritt mit Kollekte. Infos: www.pointdorgue.ch
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