Radeln für die religiöse Vielfalt
Die Schweiz ist ein mulitreligiöses Land. Meist kennt man jedoch seine muslimischen, buddhistischen oder hinduistischen Nachbarn nicht. Und Religion erscheint in den Medien oftmals als etwas Radikales. Dass Religion anders und vielfältig ist, zeigt das Projekt «Dialogue en Route»: Dabei reisten Jugendliche mit dem Velo durch die Schweiz und machten an verschiedenen Kirchen, Tempeln und Moscheen halt.
Austausch fördern
Die Interreligiöse Arbeitsgemeinschaft in der Schweiz IRAS COTIS will mit dem Projekt «Dialogue en Route» den Austausch zwischen den Religionen fördern. Insbesondere soll das Interesse von Jugendlichen an religiösen Fragen vertieft werden. Ziel sei es, Vorurteile und Misstrauen abzubauen und so dem Fundamentalismus den Boden zu entziehen.Bei diesem Projekt setzt IRAS COTIS auf Jugendliche. Als Guide treten junge Juden, Christen, Muslime, Hindus, Buddhisten und Areligiöse auf, die entsprechend geschult sind.
Wenn Pfarrer und Pfarrerinnen, Imame oder Priester über ihren Glauben reden, dann geschieht dies oft -theoretisch und dogmatisch. Bei den Jugendlichen steht die Glaubenspraxis im Vordergrund. «Sie berichten, was ihnen ihr Glauben bedeutet und wie sie ihn konkret leben», erklärte Moira Grieger, ehemalige Kommunikationsbeauftragte für «Dialogue en Route» zum Auftakt der Aktion im Jahr 2017.Die Reise im letzten Jahr führte durch die Ostschweiz und Zürich. Start war im Kloster Dissentis und führte dann nach St. Gallen, wo man die Stifsbibliothek besuchte. Weiter ging es nach Kreuzlingen zum Grillfest in der Albanischen Moschee. Einen Tag später tauchten die Jugendlichen ins klösterliche Ambiente von Ittigen ein. In den Tagen darauf besuchten die -Jugendlichen die Tibeter-Tempel in Rikon, die Shiva-Tempel in Opfikon und den Krishna-Tempel am Zürichberg.
Von Basel nach Locarno
Alice Küng ist eine der Guides und Mediensprecherin des Projekts. Sie schätzt den Austausch. «Man erfährt, was und warum verschiedene Menschen so glauben und kann auch heikle Themen wie Kleiderverordnungen, Essensgebote oder Feiertagen ansprechen.»
2018 startet «Dialogue en Route» erneut: Diesmal führt der Weg von der Nordwest- über die Zentralschweiz in das Tessin. Der Auftakt findet im September in Basel statt. Durch den Aargau geht es dann nach Zug, Einsiedeln, Luzern und Bellinzona nach Lugano. Diesmal will man vermehrt Schulklassen ansprechen. Schluss der Fahrt ist bei einem Umtrunk auf der Madonna del Sasso in Locarno inklusive Sonnen-untergang über dem Lago Maggiore.
Luzerner Quartiertreff
Doch die Reise bietet nicht nur Romantisches: In diesem Jahr stehen vor allem Schulklassen im Zentrum. Die Schülerinnen und Schüler diskutieren etwa in Basel das Verhältnis von Kirche und Staat und befassen sich in Einsiedeln mit dem Pilgern.
In Luzern erleben sie, wie Kirchenzentren Quartiere beleben. Etwa die Maihofkirche, die zum Treffpunkt im Quartier wurde, den die verschiedensten Gruppen aufsuchen. Selbst Hindus kommen hierher. «Hier fühlte ich mich rasch aufgenommen», sagt etwa Shiyana, die es «toll findet, dass man hier so offen und tolerant ist».
29.08.2018 / Tilmann Zuber
Radeln für die religiöse Vielfalt