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Auf der Kanzel in Flüh

Regierungsrat Jourdan: Die Bibel als Begleiter

von Tilmann Zuber
min
30.01.2025
Mitte Januar predigte der Baselbieter Regierungsrat Thomi Jourdan in der Ökumenischen Kirche Flüh. Er verriet, wie für ihn die Bibel zugleich Liebesbrief, Gebrauchsanweisung und Sprengstoff ist.

Ein Regierungsrat auf der Kanzel ist selten. Und noch seltener einer, der die Gottesdienstbesucher beeindruckt. Mitte Januar predigte der Baselbieter Regierungsrat Thomi Jourdan in der Ökumenischen Kirche Flüh über sein Verhältnis zur Bibel. Sein Auftritt war so eindrücklich, dass Pfarrer Michael Brunner am Ende des Gottesdienstes anmerkte, er wisse nun, wen er guten Gewissens als Sonntagsvertretung anfragen könne.

Doch der Reihe nach: Die Ökumenische Kirche Flüh ist die erste Kirche der Schweiz, die sich der Ökumene verschrieben hat. Sie wurde 1972 und 1973 erbaut und 1974 durch Abt Mauritius Fürst vom Benediktinerkloster Mariastein eingeweiht. Seit Jahrzehnten arbeiten hier Katholiken und Reformierte zusammen und feiern gemeinsame Gottesdienste. Beim Gottesdienst im Januar sangen der reformierte und der katholische Kirchenchor zusammen.

Die Kirchgemeinde lädt regelmässig Persönlichkeiten aus Politik, Kirche und Wirtschaft zu Podien oder Gottesdiensten ein. Mitte Januar sprach Thomi Jourdan über seine Beziehung zur Bibel. Jeden Morgen liest der studierte Ökonom einen Bibelvers zum Frühstück und lässt sich davon inspirieren. Trotz seines vollen Terminkalenders hält er sich den Sonntag frei, gemäss dem Gebot: «Am siebten Tag sollst du ruhen.»

Bedeutung der Bibel

Seit seinem 17. Lebensjahr spielt der Glaube eine grosse Rolle in seinem Leben. Für Jourdan bedeutet Glaube das Vertrauen, dass Gott grösser ist als der menschliche Verstand. Der Glaube schenkt ihm Zuversicht und Hoffnung, auch wenn er nicht perfekt ist. «Glaube beginnt mit einem Ja zu Gott», sagte er.

Das Wort hat Kraft und Dynamik. Es befreit und schafft so Leben.

Die Bibel spielt eine wichtige Rolle in Jourdans Leben – «auch wenn meine Ausgabe nur 300 Gramm wiegt», scherzte er auf der Kanzel. Die Bibel sei eine Quelle des Austauschs zwischen den Menschen und Gott. «Das Buch ist voller Geschichten von hoffnungsvollen und verzweifelten Menschen», erklärte er. Es erzähle von grossen Momenten im Leben und vom Scheitern und zeige, wie Gott immer wieder bereit ist, auf die Menschen zuzugehen.

Liebesbrief, Gebrauchsanweisung und Sprengstoff

Jourdan bezeichnete die Bibel als Liebesbrief, Gebrauchsanweisung und Sprengstoff. Als Liebesbrief, weil man sich für eine Liebe Zeit nehmen und Nähe zulassen müsse, was auch für die Beziehung zu Gott gelte. Die Bibel sei auch eine Gebrauchsanweisung, die helfe, zu verstehen, wer Gott ist. «Die Bibel ist Rezept und Anweisung für das Leben», sagte er.

Gerade als Regierungsrat, der in der Öffentlichkeit stehe, laufe man Gefahr, dem Stolz zu verfallen. Der Markus-Vers «Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein» habe ihn wieder geerdet. Jourdan will sein Amt mit seiner Persönlichkeit ausfüllen und sich in den Dienst der Menschen stellen. Die Bibel sei für ihn auch Sprengstoff, weil sie ihm helfe, die eigenen Mauern zu sprengen. «Das Wort hat Kraft, Dynamik. Es befreit und schafft so Leben.»

Vertrauen in das Wort Gottes

Jourdan betonte, dass man dem Wort Gottes vertrauen müsse, so wie es Marta im Johannesevangelium getan habe. Dort wird sie von Jesus gefragt, ob sie glaube, dass jeder, der an ihn glaube, für immer nicht sterben werde. Marta antwortete: «Ja, Herr, du bist der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.» (Joh 11, 23–27)

Dieses Ja sei für Jourdan die Essenz des christlichen Glaubens. «Eigentlich fragt Jesus, ob die Bibel im Alltag eine Bedeutung und Relevanz hat. Wer Ja sagt, hofft, dass Gott mit ihm unterwegs ist und dass er seine Liebe erfahren kann.»

 

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