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Religion in der Vertrauenskrise

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25.08.2016
Ist Religion «quicklebendig» oder «gefährlich»? Die Themenreihe «religion@ 2016 – auf Spurensuche» geht der Frage nach, ob die Religionen in einer Vertrauenskrise stecken oder nur die Kirchen. Und wie gestalten sie unseren Alltag?

70er-Jahren geglaubt, dürfte Religion heute kein Thema mehr spielen. Die Welt werde immer säkularer, lautete die These, die namhafte Zeitschriften wie etwa der «Spiegel» vertraten. Betrachtet man die Mitgliederzahlen der institutionellen Kirchen, dann trifft dies zu. Nimmt man aber die Präsenz von Religion in den Medien als Massstab, dann sind diese omnipräsent. Dennoch erkennt Kulturhistoriker Hansruedi Rytz eine Vertrauenskrise in die Religionen. Zwei Vorurteile scheinen wieder salonfähig zu werden: «Im Christentum muss man kaum glaubhafte Dinge glauben und gleichzeitig ist die Kirche eine strenge Hüterin der Moral. Islamismus und christlicher Fundamentalismus verstärken solche Stereotype. Dagegen steht eine andere Betrachtungsweise heutiger Religiosität: Der Glaube ist zu etwas Persönlichem, individuell Verantwortetem geworden.» Albrecht Grözinger hingegen ist davon überzeugt, dass «Religion quicklebendig» ist. Dies wird der emeritierte Basler Professor für Praktische Theologie am Eröffnungsabend darlegen. «In den Medien wird vielfach der Eindruck vermittelt, Religion und Kirche seien auf einem absterbenden Ast. Gegenwärtig geschieht das Gegenteil: ein Boom des Religiösen – im Guten wie im Schlechten.» Religion sterbe nicht aus, so Grözinger, aber sie verändere sich. Die Bindung an religiöse Institutionen wie die Kirche sei zwar nicht mehr selbstverständlich, dafür werde Religion individuell gelebt und gestaltet.

Religionen im Alltag

Wie finden sich die beiden oben erwähnten Thesen in unserem Alltag wieder – in den Medien, der Musik, der Kunst, den Medien, an der Fasnacht, im Fussball, auf dem Weihnachtsmarkt? An einer Podiumsdiskussion wird Lilo Roost Vischer, Religionsbeauftragte Kanton Basel-Stadt, Persönlichkeiten mit unterschiedlichem Hintergrund zu dieser Thematik ins Gespräch bringen: Evelyne Zinsstag, Theologiestudentin, der Basler Filmkomponist Niki Reiser, Matthias Zehnder, Publizist und künftiger Medienbeauftragter der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt, Lars Wolf, Religionslehrer und Mediator, sowie Religionswissenschafter Christoph Peter Baumann.

Potenzial zur Gewalt

«Gelebte Religion kann quicklebendig sein», sagt Albrecht Grözinger, «sie birgt aber auch ein Potenzial zur Gewalt.» Am Abschlussabend vom 27. September ist die jemenitisch-schweizerische Politologin und Autorin Elham Manea zu Gast. Sie bekennt sich zu einem humanistischen Islam, dessen Ziel das Wohlergehen der Menschen sei. Im Haus der Religionen in Bern hat sie Ende Mai als weiblicher Imam ein Freitagsgebet mitgeleitet. Gemeinsam mit Jürgen Mohn, Ordinarius für Religionswissenschaft an der Universität Basel, stellt sie sich der Frage, inwiefern Religionen gefährlich sind – oder das Leben fördern. Gastgebende der Themenreihe sind Pfarrer Andreas Möri von der Kirchgemeinde Gundeldingen-Bruderholz und Anja Kruysse vom Forum für Zeitfragen.

26.9.2016, Franz Osswald

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