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Eine neue Generation bringt frischen Wind

Sarah Neuenschwander ist die jüngste Synodale

von Carole Bolliger
min
25.09.2024
Die 24-jährige Sarah Neuenschwander verkörpert eine neue Generation von engagierten jungen Menschen in der reformierten Kirche. Ihr Weg in die Synode der Reformierten Kirche Kanton Luzern ist geprägt von Hoffnung, Mut und dem Wunsch nach Veränderung.

«Ich bin mir dessen bewusst, dass ich nicht in der gleichen Kirche getauft wurde, in der ich sterben werde», sagt Sarah Neuenschwander nachdenklich. Diese Erkenntnis treibt die 24-Jährige unter anderem an, sich aktiv für eine Erneuerung der kirchlichen Strukturen einzusetzen. Seit einem Jahr ist sie Mitglied der Synode der Reformierten Kirche Kanton Luzern.

Als mit Abstand jüngstes Synodenmitglied bringt sie frische Perspektiven ein und steht für ihre Überzeugungen ein. Klar und deutlich. Ihre Vision für die Zukunft der Kirche ist geprägt von Gemeinschaft und Inklusion. Sie träumt von einem langen Tisch im Lukasgarten, an dem Menschen aller Altersgruppen zusammenkommen und eine Mahlzeit teilen: Kinder, die herumspringen, junge Erwachsene, Teenager und ältere Menschen. «Jesus hat es uns vorgezeigt. Eigentlich ist es klar, was es braucht. Wir machen es einfach nicht mehr», sagt sie.

Für die jüngere Generationen ist es attraktiver, Gottesdienste unter der Woche am Feierabend zu besuchen als am Sonntagmorgen.

Ihr Engagement in der Kirche ist tief in ihrem persönlichen Glauben verwurzelt. Als Tochter einer engagierten Kirchenpflegerin wuchs sie im kirchlichen Umfeld auf. Doch erst mit 19 Jahren begann sie, sich intensiv mit dem Glauben und der Bibel auseinanderzusetzen. «Ich wollte verstehen, weshalb Menschen gläubig sind», erzählt sie. Diese Suche nach Verständnis hat ihren Glauben gestärkt und ihr Engagement in der Kirche geprägt.

Unverständnis für Kirche

Sarah Neuenschwander sieht die Herausforderungen, denen die Kirche gegenübersteht, klar vor Augen. Der fehlende Nachwuchs ist für sie die grösste Sorge. Sie plädiert für mutigere Schritte: «Wir müssen uns von festgefahrenen Strukturen verabschieden, um Platz zu machen für ein Gemeindeleben, das Vollzeitbeschäftigte und junge Familien miteinbezieht.» Innovative Formate wie die Feierabendrunde am Montagabend, bei der sich Gleichgesinnte nach der Arbeit zum Gespräch über Gott und die Welt treffen, sieht sie als Schritt in die richtige Richtung. Sie selbst nimmt regelmässig daran teil und hat dort neue und tiefe Freundschaften schliessen können. Zudem plädiert sie für mehr Abendgottesdienste. Denn für jüngere Generationen sei es attraktiver, Gottesdienste unter der Woche am Feierabend zu besuchen als am Sonntagmorgen.

Trotz der Herausforderungen bleibt Sarah Neuenschwander optimistisch. «Ich sage nicht, dass alles kaputtgehen wird und das Ende naht», betont sie. «Gott hat versprochen, dass es gut kommt, und es kommt gut», ist sie sich sicher. Ihre Hoffnung gründet sich auf der Überzeugung, dass der Glaube etwas zutiefst Erfüllendes ist und er Menschen auch in Zukunft zusammenbringen wird. «Ich hoffe nach wie vor, dass es viele Menschen gibt, die Jesus brauchen und ihn auch suchen.» Das Versprechen von Gott «Ich bleibe bei euch alle Tage bis an der Welt Ende» trägt sie durch all das Leid und Schwere, das sie in ihrem Beruf als Sozialarbeiterin erlebt. Die 24-jährige gebürtige Zürcherin arbeitet Teilzeit und studiert soziale Arbeit in Luzern.

Der Glaube ist etwas total Attraktives. Die Hoffnung, zu wissen, es ist nicht das Ende.

In ihrem Umfeld stösst ihr kirchliches Engagement zunächst auf Unverständnis. Viele Gleichaltrige verbinden es mit Extremismus oder einer bestimmten politischen Haltung. Doch die 24-Jährige lässt sich davon nicht entmutigen. Sie steht zu ihren Überzeugungen und hat gelernt, diese klar zu kommunizieren. Auch hat ihr synodales Engagement sie persönlich wachsen lassen. «Ich habe an Selbstbewusstsein gewonnen und gelernt, mich in einem Raum voller älterer Menschen mit oft ganz anderen Meinungen zu behaupten.» Auch hat sie gelernt, zu sich selbst und zu ihren Werten zu stehen. Gleichzeitig hat sie mehr Verständnis für andere Perspektiven entwickelt.

Glaube ist attraktiv

Für die Zukunft wünscht sich Sarah Neuenschwander mehr Mut von der reformierten Kirche. «Mehr Mut, unsere Religion ganz klar nach aussen zu tragen und als Kultur zu leben», fordert sie. Sie ist überzeugt: «Der Glaube ist etwas total Attraktives. Die Hoffnung, zu wissen, es ist nicht das Ende.»

In einer Welt voller Herausforderungen und Leid findet Sarah Trost und Kraft in ihrem Glauben. «Ich frage mich: Wie ist all das Leid und Unerträgliche überhaupt erträglich ohne den Glauben?», sinniert sie. Mit dieser tiefen Überzeugung und ihrem un--ermüdlichen Engagement ist Sarah Neuenschwander eine inspirierende Stimme für die Zukunft der reformierten Kirche in Luzern und darüber hinaus.

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