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Archäologie

Sensationsfund: 25 Jahre Himmelsscheibe von Nebra

von epd/nin
min
20.07.2024
Sie gilt als der bedeutendste archäologische Fund des 20. Jahrhunderts: Die über 3600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra ist die wohl älteste bekannte Darstellung des Himmels. Und auch ihre jüngere Geschichte ist spektakulär: Ihre Rückkehr gleicht einem Krimi, der unter anderem in Basel spielt.

Die Aktion war illegal – und eine weltweite Sensation: Vor 25 Jahren, am 4. Juli 1999, waren zwei Sondengänger auf dem Mittelberg bei Nebra im südlichen Sachsen-Anhalt an der Grenze zu Thüringen unterwegs. Nahe dem Gipfel spürten die Raubgräber mehrere Gegenstände aus Bronze auf und buddelten sie aus. Darunter befand sich der wohl grösste archäologische Fund des 20. Jahrhunderts: die Himmelsscheibe von Nebra.

Die Scheibe mit 32 Zentimetern Durchmesser zeigt die weltweit wohl älteste Darstellung astronomischer Phänomene: die Sonne, oder je nach Deutung den Vollmond, eine Mondsichel sowie 32 goldene Sterne. Das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle, wo die Himmelsscheibe seit 2008 ausgestellt ist, schätzt das Alter auf rund 3600 Jahre. Sie gibt tiefe Einblicke in das astronomische Wissen, über das die Menschen der damaligen Zeit verfügten. Seit 2013 gehört die Himmelsscheibe von Nebra zum Unesco-Dokumentenerbe «Memory of the world».

In ihr vereinen sich Wissen und Mystik: Auf der Scheibe erscheint ein Schiff in nächtlicher Fahrt über den «Himmelsozean». Nach Angaben des Landesmuseums für Vorgeschichte ist das Schiff hier erstmals in Europa als zentrales mythisches Symbol überliefert.

Dabei mutet die Geschichte, wie der Sensationsfund schliesslich in die Hände professioneller Archäologen kam, wie ein Krimi an: Die Himmelsscheibe ging mehrere Jahre durch die Hände von Hehlern und Händlern, wurde mehrfach verkauft. Zwischenzeitlich soll sie für eine Million D-Mark angeboten worden sein.

Ein Archäologe im Untergrund

Schliesslich bot sich Sachsen-Anhalts Landesarchäologe Harald Meller inkognito als möglicher Käufer an. Daraufhin konnte die Polizei die Scheibe im Februar 2002 in Basel sicherstellen, in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt, dem Kultusministerium und dem Landesamt für Archäologie Sachsen-Anhalt. Die Raubgräber und die Hehler wurden später zu Geld- und Bewährungsstrafen verurteilt.

Über das tatsächliche Alter des Fundes ist in den Folgejahren mehrfach spekuliert worden. Hilfreich für die Forscher war, dass neben der Himmelsscheibe noch weitere Objekte gefunden wurden, darunter Schwerter, Meissel, Beile und Armspiralen. Ihr
Entstehungsdatum ließ sich auf die frühe Bronzezeit um mindestens 1600 v. Chr. Datieren. In den Schwertgriffen aus Holz wurden laut Landesmuseum Reste von Birkenrinde aus dem 16. oder 15. Jahrhundert v. Chr. entdeckt – ein weiterer Hinweis auf das Alter der Himmelsscheibe.

Touristenmagnet

Das stellte auch die Touristiker in Sachsen-Anhalt zufrieden, die die kleine Bronzescheibe für sich entdeckt haben: 2007 eröffnete im Unstruttal nahe dem Fundort ein fast 60 Meter langes Besucherzentrum in Form einer Sonnenbarke mit einer riesigen Panoramascheibe, die «Arche Nebra». Dort soll die Geschichte der Himmelsscheibe, die ja gar nicht vor Ort ausgestellt wird, erlebbar werden. Bereits mehrfach ging die Himmelsscheibe auf Reisen, war schon in Ausstellungen in Kopenhagen, Wien, Basel sowie im British Museum in London zu sehen.

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