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Ratgeber Glaubensfragen

Sind die 10 Gebote überhaupt noch aktuell?

von Sabine Herold
min
03.08.2024
Leserfrage von B.G.: «Wieso legt die Kirche so viel Wert auf die Zehn Gebote? Viele dieser Gebote sind doch längst überholt! Was soll daran so besonders sein?» Pfarrerin Sabine Herold antwortet.
Pfarrerin Sabine Herold

Pfarrerin Sabine Herold

Unsere Kolumne zu Glaubensfragen. Haben Sie Fragen? Schreiben Sie Ihr Anliegen an die Redaktion, wir leiten es gerne weiter. redaktion@kirchenbote.ch

Liebe Frau G.,

Vielen Dank für Ihre Frage, die vermutlich viele Menschen beschäftigt. Gebote, Gesetze, Vorschriften: Diese haben wir in der Regel nicht so gerne, vor allem dann nicht, wenn sie unsere Freiheit begrenzen.

Leben hat Wert. Leben braucht Werte. Werte wollen bewahrt und gelebt werden: Die Zehn Gebote umfassen das ganze mensch­liche Leben. Sie sprechen sowohl die Gottesbeziehung als auch die Beziehung zu sich selbst und zum Nächsten an. In ihnen sind die Grundthemen des Lebens zusammengefasst. Es geht darin um die Frage nach den Prioritäten, Vorurteilen, fixen Meinungen und Festlegungen. Es geht um das Respektieren des persönlichen Ursprungs und der Identität. Der Wert des Lebens sowie der Umgang mit dem Leben, Besitz und Beziehungen werden thematisiert, ebenso wie die Sache mit der Wahrheit und die Sehnsucht nach mehr.

Anlass für die Zehn Gebote ist die Befreiung aus der Sklaverei und vom alten Leben der Israeliten in Ägypten. Gott führt Israel aus der Enge der Knechtschaft und Unterdrückung in die Freiheit und Weite. Durch einen Bund macht er es zu seinem Volk (Exodus 19). Die Zehn Gebote schützen sie und helfen ihnen, als Gemeinschaft zusammenzuleben – auch in Wüstenzeiten.

Gebote haben für uns heute manchmal einen negativen Beigeschmack. Wir verbinden damit Zwang, Muss, Druck, Verbote. Dahinter steht aber das Lebens-An-Gebot Gottes: Ich habe dich befreit und will dein Lebensbegleiter sein!

Gottes Gebote wollen die Freiheit erhalten. Sie zeigen, worauf es im Leben wirklich ankommt und was dem Leben Wert und Weite gibt. Darum sind sie wichtig. Gottes Programm heisst: 1. Gott, 2. Ich 3. Du – Gott lieben, sich selbst lieben, die anderen lieben. Auch Jesus spricht davon (Matthäus 22, 37–39): Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Bei den Geboten geht es um die Einladung zu einem Leben in friedlichem Miteinander mit Gott, mit sich selbst und mit den Nächsten.

Freiheit hat klare Grenzen. Ich kann nicht alles, immer und überall. Ich bin nicht Gott, sondern Mensch mit Grenzen. Diese natürlichen Grenzen gilt es zu entdecken, zu akzeptieren und zu schützen – bei sich selbst und beim Nächsten. Freiheit ist zerbrechlich. Um sie zu bewahren, muss verantwortungsvoll mit ihr umgegangen werden. Verantwortung ist gelebte Antwort auf Gottes Lebens-An-Gebote.

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