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Beschäftigung und Tagesstruktur für Geflüchtete

Sozialprojekt Rehovot: Ein Raum zum Leben und Arbeiten

von Toni Schürmann
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24.10.2024
Nach über 30 Jahren im Begegnungszentrum Union im Kleinbasel ist das Sozialprojekt Lederwerkstatt Rehovot ins Gundeldinger Quartier an die Margarethenstrasse 60 gezogen.

«In erster Linie geht es beim Rehovot-Projekt darum, den Geflüchteten in der Lederwerkstatt eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten. Die Mitarbeitenden wiederum freuen sich darüber, an einem schönen Ort arbeiten zu können und wertgeschätzt zu werden», erklärt Philippe Waegeli, Präsident des Vereins Rehovot.

Der Verein (www.rehovot-lederwerkstatt.ch) finanziert sich aus dem Verkauf von selbst hergestellten Lederprodukten: hochwertigen Schuhen, Taschen, Gürteln oder Portemonnaies. Hinzu kommen Spenden von Privaten, Beiträge von Stiftungen sowie Subventionen der öffentlichen Hand. Ein weiteres Standbein sind die Einnahmen aus Reparaturen, beispielsweise von Handtaschen, Lederjacken und Sofakissen, aber auch Kleideränderungen. «Auf dem Gebiet der Lederreparaturen gibt es in Basel mittlerweile nur noch ganz wenige Anbieter», erzählt Waegeli. Aktuell arbeiten zwölf Personen in der Werkstatt. Pro halben Arbeitstag erhalten diese von der Sozialhilfe eine Entschädigung von 10 Franken. «Das ist zwar nicht viel, aber im Sinne eines Motivationsbatzens für die Mitarbeitenden ein gern gesehener Zustupf», sagt Philippe Waegeli.

1988 gegründet

Entstanden sei der Verein Rehovot aus der Erfahrung von Fremdenangst. «Im Grunde ist es die Angst, ärmer zu werden, Privilegien zu verlieren. Alle Menschen haben diese Angst. Selbst die Vereinsgründer hatten sie», erklärt Waegeli. Doch durch eigene Begegnungen sei es möglich, neue Erfahrungen zu machen. «Kontakte mit Menschen anderer Kulturen können sehr bereichernd sein.»

Im Dezember 1987, als viele Geflüchtete – vor allem kurdische – in die Schweiz strömten und noch keine Empfangsstelle eingerichtet war, mussten zeitweise Hunderte Asylsuchende in der Zivilschutzanlage beim Bäumlihof hausen. Bald wurde klar, dass diese Leute arbeiten wollten. Genau das ermöglicht der Verein Rehovot bis heute. Zu den Gründungsmitgliedern von Rehovot gehörten Annemarie Senn sowie Klaus und Ilma Fürst, die ihr Pfarrhaus bei der Matthäuskirche schon zuvor für die Asylsuchenden geöffnet hatten. Ziel von Rehovot war und ist es, Geflüchteten dank sinnvoller Arbeit zu einer Tagesstruktur zu verhelfen. Rund 800 Geflüchtete waren seither im Programm beschäftigt, in jüngerer Zeit vor allem aus Syrien und der Ukraine.

Der Name Rehovot stammt aus der Bibel. Im Alten Testament wird Isaak, der Sohn Abrahams, zweimal vom Wasserbrunnen weggejagt. Erst bei der dritten Wasserstelle darf er bleiben. Er nennt den Ort «Rehovot» – was so viel bedeutet wie «weiter Raum».

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