Städter machen Lärm, Dörfler schleppen Baumstämme
«Fridlisfüür»: Die Glarner Jugend trägt den Brauch weiter
Die «Fridlisfüür» brennen jeweils am Fridolinstag, dem 6. März, in vielen Glarner Dörfern. Der vorchristliche Mitfastenbrauch hat sich nach der Christianisierung des Glarnerlands im 6. Jahrhundert erhalten. Er wird bis heute zu Ehren des heiligen Fridolin gefeiert, des Glarner Landespatrons. Dazu sammelten früher Schüler (einst ausschliesslich Knaben) eifrig Holz, mit dem Ziel, in ihrer Gemeinde das grösste Feuer leuchten zu lassen. Das ging teils so weit, dass konkurrierende Dörfer versuchten, das Feuer des anderen Dorfes bereits vorher anzuzünden. Heute organisieren die Gemeinden das Feuerholz. Der Brauch der «Fridlisfüür» erfreut sich nach wie vor grosser Beliebtheit. Ein Kuriosum, das man noch immer antrifft, sind Kinder, die Zigaretten oder Nielen paffen. Diese «Tradition» ist kontrovers, wird aber als Ausnahme geduldet.
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Bischofszell: Amtlich bewilligte Nachtruhestörung
Wer Lärm machen will, muss in Bischofszell früh aufstehen: Am Silvestermorgen um fünf Uhr trifft sich die Schuljugend zum traditionellen Silvesterläuten unter dem Bogenturm. Bevor das Spektakel beginnt, verlesen die Nachtwächter die Bewilligung der Obrigkeit, die besagt, dass das Lärmmachen an diesem Morgen ausnahmsweise erlaubt ist. Danach begeben sich die Mitglieder der Nachtwächter- und Türmerzunft zur Geistlichkeit (zu den Kirchen und Pfarrhäusern) und zur Obrigkeit (zum Rathaus), um zu huldigen und gemeinsam dankbar zu sein, dass man im zu Ende gehenden Jahr vor Unheil und Schicksalsschlägen verschont geblieben ist. Dankbarkeit zum Jahresende zu teilen, ist ein alter Brauch, den die Nachtwächter in weiten Teilen Europas seit Jahrhunderten pflegen.
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Betruf: Alpsegen per «Megafon»
Mit einem geschnitzten Holztrichter vor dem Mund ruft der Senn – ob im St. Galler Rheintal, in der Zentralschweiz, im Toggenburg oder im Appenzellerland – den Alpsegen. Der über die Weiden und Alpen gerufene Segen soll Schutz für die Nacht gewähren und im bannenden Kreis alles, was dem Schutz anbefohlen wird, vor zeitlichem und ewigem Feuer, vor Hagel, Blitz, Seuchen, vor Hunger und Krieg bewahren. Lange war der seit dem Mittelalter belegte Betruf Männersache. Unterdessen pflegen auch Frauen diesen Brauch.
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Blochmontag: «Zäuerle» und Bäume schleppen
Im Appenzellerland finden zur Fasnachtszeit Blochumzüge statt: Verkleidete Männer oder Buben ziehen einen geschmückten Baumstamm auf einem Wagen durch die Dörfer. Seit Kurzem sind auch Mädchen beteiligt. Sie erfreuen die Menschen mit Zäuerli, dem typischen Appenzeller Jodelgesang. Als Dank werden sie unterwegs bewirtet. Der Ursprung des Brauches stammt aus früheren Zeiten, in denen als Abschluss des strengen und gefährlichen winterlichen Holzschlages ein Baumstamm ins Dorf gebracht und dort versteigert wurde.
Toggenburg: Jodeln und «juuzen» für Städter
Was der Bauer kann, will der Städter auch können: jodeln und «juuzen». Damit dies gelingt, finden bei der «Klangwelt Toggenburg» Jodelkurse statt. Während eines Wochenendes wird die Jodeltechnik von Grund auf erlernt, damit im Kopfton oder mit dem Brustton – der Überzeugung – «Juuzer» und Jodel erklingen, – auch beim Anfänger.
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Fokus Stadt und Land
Zwischen Alphorn und Yogamatte
Seit Jahren bewirtschaftet die Politik den Stadt-Land-Graben. Der Fokus Stadt und Land geht der Frage nach, ob es diesen Graben auch in der reformierten Kirche gibt. Ticken die Gläubigen im Münstertal anders als jene in Schwamendingen? Steht die Kirche auf dem Land noch im Dorf? Und wie funktioniert Kirche in der Stadt?
Städter machen Lärm, Dörfler schleppen Baumstämme