«Staunen im Münster» dank Bildern und Klängen
«Die menschliche Seele braucht das Staunen», sagte Ute Nürnberg zum Auftakt der Ausstellung und lud die Anwesenden ein, selbst ins Staunen zu kommen. Denn, so die Pfarrerin weiter, «wir benötigen das Staunen, um frei zu werden von Gewohnheiten und Überzeugungen, die sich wie Fettschichten um uns lagern und unberührbar und unempfindlich machen.» Ute Nürnberg ist eine der drei neuen Pfarrpersonen in der Kirchgemeinde St. Johann-Münster und verantwortlich für das Kunstprojekt. Rund 50 Personen nahmen an der Vernissage zur neuen Ausstellung «Natur.Poesie», am 2. Oktober, im Münster teil. Sie ist Teil des Rheinfall-Festivals, das dieses Jahr zum 20. Mal stattfindet. 40 Werke des Künstlers Stefan Kurt werden im Münster ausgestellt, umrahmt von einer Sound- und Klanginstallation des Künstler-Duos Santa Cristina.
Für Stefan Kurt ist es die dritte Ausstellung in der Schweiz. Bekannt wurde er als Schauspieler, konnte er doch mit seinen Rollen zahlreiche nationale und internationale Erfolge feiern, unter anderem im «Schattenmann» von Dieter Wedel, «der Verdingbub» von Markus Imboden, «die Akte Grüninger» von Alain Gsponer, «Zwingli» von Stefan Haupt oder in Kinderfilmen wie «Pettersson und Findus» oder «Papa Moll». Nach 35 Jahren in Berlin lebend, kehrte der gebürtige Berner vor einem Jahr wieder in die Schweiz zurück und lebt im Aargau.
40 Bilder spiegeln die Natur
Die allermeisten seiner Bilder basieren auf Fotografien von Vorlagen aus der Natur. «Diese werden mit viel Flüssigkeit auf Glas appliziert, von unten beleuchtet und vergrössert», eröffnete der Künstler anlässlich der Vernissage.
«Zuerst war ich skeptisch, ob man die Bilder in einer Kirche ausstellen kann. Ich fragte mich, ob es genug Platz an den Wänden gibt oder der sakrale Raum womöglich zu viel Ausstrahlung hat.» Schlussendlich fand er die Vorstellung der Reibung seiner Bilder mit der Kirche als äusserst «reizvoll». «Meine Bilder vermitteln etwas Ruhiges, Meditatives, das wunderbar in eine Kirche passt.» Meditation ist ein gutes Stichwort für ihn. Sie hat ihn zurückgeführt zum Christentum. Ursprünglich reformiert aufgewachsen, hatte er sich in den vergangenen Jahren von der Kirche abgewandt und anderen Religionen gewidmet. «Durch die Beschäftigung mit dem Zen- Buddhismus fand ich wieder den Zugang zum Christentum», erzählt er. «In einem Kloster im Süddeutschen Raum, das eine Mischung aus christlichen und buddhistischen Werten vermittelte, habe ich den Zugang zum Christentum erneut gefunden.»
Für Ute Nürnberg sind die Bilder im Münster «eine Bereicherung». Ebenso wie die Soundinstallation. «Das Münster wurde von der Reformation leergefegt», sagt sie. «Es ist ein erhabener Raum, ein Kunstwerk für sich. Aber mit den Bildern und den Tönen, die Einzug gehalten haben, wird der Raum ein anderer.» Es sei den Bildern anzuspüren, mit welch spielerischer Freude und Versenkung Stefan Kurt sie gestaltet habe. Sich hineinversenken in die Struktur und Gestalt von Blüten und Blättern, sie neu zu arrangieren, habe etwas Mystisches. Man sei dem Geheimnis des Lebens auf der Spur, des Werdens und des Vergehens. «Damit sind die Bilder im Münster, einem ehemaligen Kloster, gerade richtig. Wo sich einst Mönche der inneren Einkehr in besonderer Weise gewidmet haben, den Weg zu sich selbst und zu Gott finden.
Töne aus ganz Schaffhausen
Umrahmt wird die Ausstellung von einer Klanginstallation von Santa Cristina. Santa Cristina ist der Künstlername der zwei deutschen Künstler Janin Kuhnla und Marian Joel Küster. «Die Klänge stammen aus vier Boxen und werden unabhängig voneinander abgespielt», so Marian Joel Küster. Die Töne wurden diesen Sommer an verschiedenen Orten in Schaffhausen aufgenommen, im Münster, im Kreuzgang, im Rosengarten, auf der Strasse, in Kneipen oder im Kiosk. «Es war unser Ziel, so viel wie möglich von Schaffhausen einzufangen.» Die Klanginstallation ist während der Öffnungszeiten des Münsters, von 9 bis 18 Uhr, zu hören, mit einer Stunde Pause.
Die Ausstellung geht bis 2. Dezember, täglich von 9 bis 18 Uhr, und endet mit der Thomasmesse.
«Staunen im Münster» dank Bildern und Klängen