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Stimme und Stimmung im Gottesdienst

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25.05.2016
Die Stimme – Kulturmanager, Autor, Schauspieler und Regisseur Dr. Bernward Konermann aus Göttingen antwortet auf drei Fragen.

Wie wird Gottes Wort lebendig? 

Gottes Wort ist uns mündlich gegeben, und es wird uns auch mündlich weitergegeben. Der Buchstabe tötet, sagt Paulus, der Geist macht lebendig, und das im Buchstaben fixierte Wort muss jedesmal durch den Menschen wieder zum Leben erweckt und gesprochen werden.

«Die Musik ist hinter den Notenzeichen», sagt der Dirigent Wilhelm Furtwängler, und genauso ist auch das Wort, das Gott zu uns spricht,
hinter den Buchstaben der Heiligen Schrift. Es muss durch uns hindurchgehen, nicht lediglich abgelesen oder runtergelesen werden, sondern neu mit Leben gefüllt und verkündet werden.

Gott ist Person, und auch wir Menschen sind Personen. Personare heisst «hindurch-tönen». Um lebendig zu werden, muss das Wort Gottes durch uns hindurchklingen. Plötzlich ist es wieder Poesie, die uns nicht knechten soll, sondern uns anrührt und lebendig macht. Die Stimme gibt das Leben wieder, die Musik hinter den Notenzeichen, die Wahrheit hinter den Buchstaben. 

Was sagt Jesus immer wieder? «Wer Ohren hat zu hören, der höre.» Das Wort Gottes ist also keine tot niedergelegte Schrift, sondern lebendiges Wort, dass durch uns Menschen hindurch immer wieder zum Leben kommt.

Vor dem Sprechen kommt immer das Hören, oder? – Ein Atemzug für den Heiligen Geist, und dann – ein Atemzug für den Engel Gottes, der uns berührt  

Was halten Sie von Mundart? 

Gerne in Mundart, denn Gott spricht auch Mundart, gerne in der Muttersprache, denn Gott spricht auch Muttersprache. Und wenn wir von Gott erzählen, dann in unserem Dialekt. Wir dürfen auch stottern, stottern vor Gott und stottern von Gott. Das ist sehr glaubwürdig. So wie der grosse St.Galler Mönch Notker Balbalus (der Stotterer). Und wir dürfen schweigen. Die Stille vor Gott mit unserer Stimme umkleiden, zärtlich, sehnsüchtig, fragend, flehend, wütend, drohend, ... lächelnd. Da müssen wir noch viel üben, oder? Das Mikrophon vergessen, unsere Korrektheit ablegen, die einzelnen Menschen in der Gemeinde und Gott wiederfinden. 

Wie kann man das üben? 

Es gibt ein Paradox, das wir erfüllen müssen: Ganz durchlässig für Gott werden, ganz innerlich, berührt und fromm werden. Andererseits ganz deutlich und verständlich, laut und hörbar für und vor der Gemeinde sprechen, für und vor der Gemeinde schweigen ... deutlich und verständlich von Gott schweigen ... puh, das ist ganz schön schwer und doch gleichzeitig kinderleicht ... üben üben üben ... das dürfen wir erwarten von unseren Profis ... es macht übrigens Spass.

Zur GottesdienstWerkstatt: www.eckesieben.de

 

 

Die Fragen stellte Andreas Schwendener | Foto: z.V.g.  – Kirchenbote SG, Juni-Juli 2016

 

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