Tanja Grandits und Maya Graf: Frauenpower in der Elisabethenkirche
Bereits zum neunten Mal deckt Tanja Grandits, die Gault-Millau-Köchin des Jahres 2019, den Tisch in der Offenen Kirche Elisabethen. Der genussvolle Abend zahlt sich in doppelter Weise aus. Serviert von reformierten und katholischen Pfarrpersonen und Kirchenleuten, geniessen die Gäste in festlicher Atmosphäre ein Drei-Gänge-Menü mit regionalen Produkten. Der Reingewinn kommt wie immer einem gemeinnützigen Projekt zugute. Für die geistige Nahrung am Grandits-Dinner sorgt die Baselbieter Ständerätin Maya Graf mit einem Impulsreferat. Mit 21 Jahren war sie bereits Mitglied der reformierten Kirchenpflege in Sissach. Es war ihr erstes politisches Amt. «Die Kirche ist quasi verantwortlich für meinen Einstieg in die Politik», sagt sie.
Heute schätze sie die kirchliche Arbeit besonders im sozialen Bereich. «Die Kirche muss für die Menschen da sein, sie in allen wichtigen Lebensabschnitten begleiten. Meine Kirche ist diejenige, die hilft, die Schöpfung zu bewahren.» Derzeit habe sie grosse Freude an der reformierten Kirche. «Ich finde es wichtig, wie sich die Kirche für die Ehe für alle und gegen Diskriminierung engagiert.» Neben ihrer politischen Tätigkeit als Ständerätin wirkt die 57-jährige Mutter zweier erwachsener Kinder heute zusammen mit ihrem Mann in der Hofgemeinschaft des familieneigenen Bio-Bauernhofs in Sissach mit.
Seit vielen Jahren setzt sich Graf für eine gentechfreie, ökologische Schweizer Landwirtschaft ein und unterstützt die Erhaltung alter Obst- und Gemüsesorten. «Insofern liegt es nahe, dass ich am Dinner von Tanja Grandits einige Gedanken zum Thema Essen formuliere. Denn so wie wir essen, sieht die Welt aus», sagt Graf. Sie selber esse saisonal und bio und das, was auf ihrem Hof wachse. «In meiner Jugend haben mich die Themen Umweltschutz, Gerechtigkeit, Verantwortung gegenüber dem Süden und das friedliche Zusammenleben sehr beschäftigt und mich nie mehr losgelassen – bis heute», erzählt Maya Graf. Als sie Mitte zwanzig war, erschien das Buch «Die Zeit drängt» von Carl Friedrich von Weizäcker. Darin machte sich der deutsche Philosoph und Atomphysiker grosse Sorgen um den Zustand der Erde. Dieser Zukunftsangst hätten die Kirchen Hoffnung entgegengesetzt, so Graf. Sie erinnert sich an die ökumenische Konferenz für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung von 1989 in Basel, als über 700 Delegierte zusammenkamen, gemeinsam Gottesdienste feierten und an Workshops über Lösungsansätze diskutierten. «Ich erinnere mich an viele wunderbare Begegnungen, an eine starke Frauenbewegung und an eine farbenfrohe und hoffnungsvolle Konferenz der europäischen Kirchen. Sie gab uns Mut und Hoffnung, um für eine bessere Welt zu kämpfen.»
«Wir alle sind gefordert»
Dreissig Jahre später würden wir uns noch immer in der gleichen Situation befinden. Die Zeit dränge weiterhin. Aber es gebe auch Hoffnung. «Dank der mutigen Greta Thunberg und mit der Unterstützung Tausender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen auf der ganzen Welt junge Menschen auf die Strasse und klagen uns Erwachsene an, dass wir nicht handeln. Ja, die Politik, die Gesellschaft – wir alle sind gefordert.» Ständerätin Maya Graf ist überzeugt, dass wir heute noch einen Zacken zulegen müssen und keinesfalls aufgeben dürfen – um der jungen Menschen und ihrer Zukunft und unseres wunderbaren Planeten willen.
Toni Schürmann, Januar 2020
Grandits-Dinner «Gerechtigkeit schmeckt»: Dienstag, 24. März, 19 Uhr, Offene Kirche Elisabethen. Kosten: 140 Franken pro Person. Anmeldung: dinner@oke-bs.ch / Telefon 061 272 03 43
Tanja Grandits und Maya Graf: Frauenpower in der Elisabethenkirche