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Tausende besuchen den Gottesdienst

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22.03.2018
Tausende Gottesdienst-besucher und einstündige Predigten sind für die Chin selbstverständlich. Eine Reise zu den protestantischen Christen in Myanmar.

Myanmar, auch Burma genannt, war unter Militärherrschaft lange vom Rest der Welt abgeschottet und galt als geheimnisvolles asiatisches Reich. Touristen fanden selten den Weg dorthin. Seit einigen Jahren befindet sich das buddhistische Land in einem Demokratisierungsprozess. In den letzten Monaten sorgte es aber vor allem mit einem ethnischen Konflikt für Schlagzeilen.
Zehntausende aus dem Volk der Rohingya flohen nach Bangladesch. Seither wissen die meisten, dass es in dem südostasiatischen Staat eine muslimische Minderheit gibt. Weniger bekannt ist, dass auch Christen in Myanmar leben. Mit gut sechs Prozent Bevölkerungsanteil sind sie zwar ebenfalls eine Minderheit, aber zahlreicher als die Muslime.

Urtümliches Leben und beginnende Öffnung
Die Christen leben unter anderem in der Chin-Region im Westen Myanmars. Dorthin führte die Bildungsreise, die das Pfarramt für weltweite Kirche und der Verein Swiss Burma-Aid im Februar organisierten. Der Prattler Pfarrer Daniel Baumgartner reiste mit Mitgliedern aus seiner Kirchgemeinde mit. Den Pfarrer beeindruckte das urtümliche Leben. Internet kenne man erst seit kurzem, die Burmesen fingen gerade an, sich mit der Welt zu vernetzen.
Offene Konflikte zwischen den Christen und Buddhisten habe er keine erlebt, sagt Baumgartner. Die christlichen Chin bildeten in ihrer Region die Mehrheit. Völlig frei seien sie dennoch nicht. Auflagen aus der Hauptstadt Rangun erschwerten ihnen den Alltag.
Gemäss der Menschenrechtsorganisation Open Doors gelten die Christen in Myanmar als Bürger zweiter Klasse und werden von Verwaltung und Justiz übergangen und diskriminiert. Auch vereinzelte Übergriffe sind dokumentiert. So wurden im Mai 2017 drei junge Christen im Kachin-Staat im Norden des Landes von Soldaten entführt, gefoltert und getötet.

Von amerikanischer Mission geprägt
Die burmesischen Christen sind in der Mehrheit protestantische Baptisten, geprägt von der amerikanischen Mission. «Der Alltag ist durchdrungen vom Glauben», so Baumgartner: «Haben die Leute, die wir besuchten, erfahren, dass ich Pfarrer bin, wollten sie immer mit mir beten und sich segnen lassen», erzählt er. Am Sonntag seien die Strassen leer und alle Kirchen zum Bersten voll. «Wir wohnten einem zweieinhalbstündigen Gottesdienst mit über tausend Teilnehmern bei. Der Pastor predigte eine Stunde am Stück in einer Sprache, von der wir kein Wort verstanden.» Dies sei für Schweizer Reformierte sehr ungewohnt. Er habe aber auch Einheimische beim Dösen beobachtet, schmunzelt der Pfarrer. Die Lobpreis-Musik hingegen sei mitreissend und sehr laut.
Religiöse Toleranz oder aufgeklärtes Christentum, wie wir es in der Schweiz kennen, treffe man in Myanmar selten an, erklärt Daniel Baumgartner. «Den Buddhismus sehen die Christen als falschen Weg. Andersgläubige will man missionieren.» Im persönlichen Kontakt treffe man aber durchaus offene Menschen, wie etwa die buddhistische Reiseleiterin, die spontan zehn Prozent ihres Trinkgeldes ihren christlichen Landsleuten spendete.
Für die jungen Burmesen sei Bildung sehr wichtig, betont Daniel Baumgartner. Die jungen Schweizerinnen wiederum, welche die Reise mitmachten, hätten Menschen getroffen, die wenig besitzen, aber ausserordentlich gastfreundlich seien. Und sie hätten eine Welt kennen gelernt, in der die Spiritualität das Leben der Menschen bestimmt.

22.3.2018 / Karin Müller

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