Tausende Magdeburger gedenken der Anschlagsopfer
Nach der Amokfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt haben am Samstagabend in der Stadt Tausende Menschen der Opfer gedacht. An einem Trauer- und Gedenkgottesdienst im Magdeburger Dom beteiligten sich Angehörige von Opfern, Rettungskräfte und zahlreiche Politikerinnen und Politiker.
Kirchenvertreter rufen zu Zusammenhalt auf
Der Magdeburger katholische Bischof Gerhard Feige beschrieb die Trauer, Wut und Fassungslosigkeit der Menschen über den brutalen Anschlag. «Gemeinsam sind wir heute Abend hier, um uns gegenseitig Halt zu geben, um auszuhalten, was nicht zu begreifen ist», sagte Feige.
Auch der mitteldeutsche evangelische Landesbischof Friedrich Kramer rief in seiner Predigt zum Zusammenhalt auf. Gewalttäter «setzten sich auf den Thron der Aufmerksamkeit». Er forderte, diesen keinen Raum zu geben, sondern als Gesellschaft in Solidarität zusammenzustehen.
Der stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der sächsische Landesbischof Tobias Bilz, sagte, das Attentat ziele darauf, Zusammenhalt und Gemeinschaft in Trennung, Abgrenzung und Hass zu verkehren. «Wir sind zusammen, um dagegen ein Zeichen zu setzen», sagte Bilz.
Gedenkminute auf den Weihnachtsmärkten
Auf dem Domplatz vor der Kirche verfolgten Tausende Menschen den Gedenkgottesdienst auf einer Videoleinwand. Um 19.04 Uhr, exakt 24 Stunden nach der Tat, läuteten zudem alle Kirchenglocken der Stadt. Auf anderen Weihnachtsmärkten in Deutschland, wie etwa in Köln, gab es eine Gedenkminute.
Unterdessen gibt es neue Details zu der Tat. Das Amtsgericht Magdeburg erliess am Samstagabend Haftbefehl gegen den 50-jährigen Tatverdächtigen wegen fünffachen Mordes, mehrfachen versuchten Mordes und mehrfacher gefährlichen Körperverletzung. Der Mann aus Saudi-Arabien, der seit 2006 in Sachsen-Anhalt lebt und zuletzt als Arzt in Bernburg bei Magdeburg praktiziert hat, war am Freitagabend ungebremst mit einem Auto durch eine Budengasse auf dem Weihnachtsmarkt gerast.
Mehr als 200 Menschen wurden dabei nach Angaben der Behörden verletzt worden, darunter mehr als 40 schwer bis sehr schwer. Bei den Getöteten handelt es sich nach Polizeiangaben um einen neunjährigen Jungen und vier Frauen im Alter von 45, 52, 67 und 75 Jahren.
Motiv unklar
Über das Motiv der Tat besteht weiter Unklarheit. Der Mann war in den sozialen Netzwerken als starker Islamkritiker und AfD-Sympathisant aufgefallen. Zudem soll er zuvor wegen verschiedener Drohungen aufgefallen seien. Das alles sei Gegenstand der Ermittlungen, hiess es von der Staatsanwaltschaft.
Trotz der noch unklaren Motivlage hatte die rechtsextreme Szene am Samstagabend nach Magdeburg mobilisiert. Bei der Versammlung auf dem Hasselbachplatz mit etwa 2100 Teilnehmern kam es nach Angaben der Polizei vereinzelt auch zu körperlichen Auseinandersetzungen.
Tausende Magdeburger gedenken der Anschlagsopfer