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Nahost-Konflikt

UN: Israels Armee vertreibt 30'000 Menschen aus Camp in Westbank

von epd
min
05.02.2025
Die israelische Armee hat nach Angaben der UN weite Teile des Flüchtlingscamps Dschenin im Westjordanland, eine Hochburg des Widerstands gegen die Besatzungsmacht, zerstört. In den Gaza-Streifen gelangen derweil dringend benötigte Hilfsgüter.

Grosse Teile des Flüchtlingslagers Dschenin im besetzten Westjordanland sind laut den UN nach einer Reihe kontrollierter Sprengungen durch Israels Armee zerstört worden. Alle 30'000 Bewohner seien aus dem Lager geflüchtet, teilte die Kommunikationsdirektorin des Palästinenser-Flüchtlingshilfswerks UNRWA, Juliette Touma, am Dienstag in der jordanischen Hauptstadt Amman mit.

Etwa 100 Gebäude seien durch die Sprengungen dem Erdboden gleich gemacht oder schwer beschädigt worden. Israels Armee geht im besetzten Westjordanland gegen militante palästinensische Gruppen vor. Dschenin gilt seit Jahren als eine Hochburg des Widerstands gegen die Besatzungsmacht Israel.

Hoffnung auf weitere Hilfsgüter nach Gaza

Touma ging auch auf die Lage im Gaza-Streifen ein. Rund 4200 Lastwagen hätten seit Beginn der Waffenruhe zwischen Israel und der Terrormiliz Hamas viele Hilfsgüter in den Gaza-Streifen geliefert. Die Bedürfnisse der Menschen im Norden des Gebiets seien am grössten, Hunderttausende Geflüchtete seien dorthin zurückgekehrt, berichtete die UNRWA-Direktorin.

Die meisten Hilfsgüter seien durch UNRWA-Mitarbeiter an die notleidende Bevölkerung verteilt worden. Touma betonte, sie hoffe auf weitere Lieferungen. Vor Beginn des Nahostkrieges im Oktober 2023 erreichten etwa 500 bis 600 LKW mit Gütern täglich das Gebiet am Mittelmeer.

Verbot der UNRWA

Die Waffenruhe gilt seit dem 19. Januar. Die Sprecherin äusserte sich auch zu den israelischen Gesetzen zum Verbot des UNRWA, die vorige Woche in Kraft traten. Die israelischen Behörden hätten dem Hilfswerk der Vereinten Nationen noch nicht mitgeteilt, wie das Verbot genau umgesetzt werden solle. Im weitgehend zerstörten Gaza-Streifen mit seinen mehr als zwei Millionen Menschen sei das UNRWA das Rückgrat der humanitären Hilfe, betonte sie.

Das israelische Parlament hatte im Oktober 2024 zwei Gesetze verabschiedet, mit denen das UNRWA in Israel einschliesslich Ost-Jerusalem verboten wird. Auch wird Offiziellen der Kontakt mit Mitarbeitern oder Beauftragten des Hilfswerks in den besetzten Gebieten untersagt.

Israel wirft dem UNRWA Hetze gegen Juden und eine Komplizenschaft mit der Hamas vor. Der Hamas-Überfall auf Israel im Oktober 2023 hatte den Nahostkrieg ausgelöst. Das UNRWA beschäftigte im Gaza-Streifen vor Beginn des Kriegs rund 13'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die meisten von ihnen Palästinenser und Palästinenserinnen. Bislang starben mehr als 270 UNRWA-Mitarbeitende in dem Konflikt. Viele UNRWA-Einrichtungen wurden beschädigt oder zerstört.

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