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Vordenker des Toleranzgedankens

Verleihung des Castellio-Preises

von Toni Schürmann
min
27.03.2025
Castellio gilt als ein Vordenker des Toleranzgedankens. Sein Kernsatz lautet: «Einen Menschen töten heisst nicht, eine Lehre verteidigen, sondern einen Menschen töten.»

Autokraten und Diktatoren brüllen um Aufmerksamkeit, Kriege sind zur alltäglichen Belastung geworden, Wahlen führen zu Zitterpartien – die ganze Welt scheint in Aufruhr zu sein und sich gegenseitig zu beschimpfen und zu bekämpfen. Wo sind Toleranz und Respekt geblieben?

Sebastian Castellio (1515–1563) hat sich 1545 von Genf nach Basel abgesetzt und Texte gegen Irrglauben und Heuchelei geschrieben. Grund dazu war das harsche Regime des Reformators Johannes Calvin in Genf, der den spanischen Arzt Michel Servet auf dem Scheiterhaufen hinrichten liess – eine protestantische Version von Inquisition. Das Verbrechen von Servet: Er glaubte nicht so, wie Calvin wollte.

In Basel machte sich Castellio ab 1545 bis zu seinem Tod ans Werk, den Doktrinär Calvin zu widerlegen. Er nahm ein ärmliches Leben in Kauf und sammelte Argumente, die gegen Glaubens- und Gewissenszwang sprechen und stattdessen Gewissensfreiheit als Wesen des (evangelischen) Glaubens herausstellen. Castellio gilt als ein Vordenker des Toleranzgedankens. Sein Kernsatz lautet: «Einen Menschen töten heisst nicht, eine Lehre verteidigen, sondern einen Menschen töten.» Die Wirkung seiner Schriften reicht bis zur Erklärung der Menschenrechte durch die UNO am 10. Dezember 1948: Artikel 18, Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit.

Castellio ist heute – auch in Basel – fast vergessen. Die im Juli 2024 gegründete Stiftung Sebastian-Castellio-Preis will ihn in Anerkennung seiner ideengeschichtlichen Bedeutung vor dem Vergessen bewahren. Im März hat die Stiftung erstmals ihren mit 25 000 Franken dotierten Preis verliehen. Ausgezeichnet wurde Barbara Mahlmann-Bauer, emeritierte Professorin für Germanistik der Universität Bern. Mahlmann hat sich zeitlebens mit dem Werk des Humanisten Castellio beschäftigt und dazu publiziert.

www.sebastian-castellio-preis.org

www.castellio.ch

 

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