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Vom Jakobsweg ins Fussballmekka

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22.02.2016
Wo sich einst zu St. Jakob an der Birs die Wege der Pilger kreuzten, wallfahren heute die Fussballfans zum Stadion des FC Basel. Auf den Spuren der alten Routen können Wanderer die reiche Pilgergeschichte Basels und der Region wiederentdecken.

Heute bildet das pulsierende St. Jakob an der Birs das emotionale Herz von Basel, das Mekka für tausende Fans, die im Fussballstadion der Stararchitekten Herzog & de Meuron dem FC Basel huldigen und in der gegenüberliegenden Sporthalle Roger Federer feiern.
Die kleine reformierte St. Jakobskirche steht im Schatten auf der anderen Seite der Kreuzung, hierhin versetzt im späten 19. Jahrhundert wegen einer Stras-senkorrektur. Auf mehreren Spuren wälzt sich nun am Feierabend stockend der Verkehr vor der Kirche vorbei. Doch unerschütterlich blickt drinnen eine geschnitzte Jakobsfigur aus dem 17. Jahrhundert mit Pilgerstab und Buch auf die Gottesdienstbesucher.
Eine Brücke über die Birs verband schon in frühester Zeit das Elsass über Basel mit dem Schweizerischen Mittelland. Dem linken Birsufer entlang geht es nach Santiago. Man vermutet, dass an dem abgelegenen, gefährlichen Flussübergang eine Kapelle stand, dem heiligen Jakob, dem Patron der Reisenden, geweiht. 
Im 12. Jahrhundert befand sich St. Jakob vor der Stadt Basel. Dort beherbergte das Siechenhaus die Aussätzigen. 1444 gelangte das Spital zu trauriger Berühmtheit. Die Franzosen stürmten es und beendeten damit die Schlacht bei St. Jakob. 1500 Eidgenossen waren gegen 20 000 Armagnaken angetreten, nur 16 Schweizer überlebten.

Ursula und ihre 11 000 Jungfrauen
Einst bildete auch die Basler Rheinbrücke einen wichtigen Übergang für Pilger. In der Altstadt begegnet man ihren Spuren auf Schritt und Tritt. An eine der berühmtesten Pilgerinnen erinnert das Elftausendjungfern-Gässlein. Hier soll der Legende nach im 5. Jahrhundert die heilige Ursula auf dem Weg nach Rom mit 11 000 frommen Jungfrauen zur Martinskirche hinaufgestiegen sein. Als Höhepunkt besuchen die Reisenden seit jeher das Basler Münster, wo es früher eine Jakobskapelle gab.
Seit vier Jahren kann man wieder über die alte Pilgerstadt Basel den Anschluss an den klassischen Jakobsweg nach Santiago de Compostela unter die Füsse nehmen. Der Weg schliesst die Lücke von Südwestdeutschland zur Schweizer Via Jacobi und bietet mehrere Abschnitte und Varianten. Eine davon führt von St. Jakob an der Birs nach Einsiedeln zum zweitwichtigsten Wallfahrtsort der Schweiz: Mariastein.
Nach dem lauten, hektischen Stadtleben und dem anstrengenden Aufstieg zum Klosterweiler betritt man die Benediktinerkirche in Mariastein, eine stille, erholsame Oase der Ruhe. Hier treffen die Wanderer wieder auf die heilige Ursula.
Das eigentliche Ziel aller Besucher ist jedoch die Gnadenkapelle. In der kühlen Felsengrotte verehren die Pilger die prächtige Madonna mit Kind. Den Ursprung des Marienheiligtums erzählt die Legende eines Mädchens, das über eine Felswand stürzt, während seine Mutter in einer schützenden Höhle schläft. Eine geheimnisvolle Frau fängt das Kind auf und lässt es am Fusse der Felsen spielen, bis die Mutter zurückkommt. Heute zieht der «Kraftort» Mariastein Menschen verschiedenster Religionen und Ethnien an.  

Karin Müller

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