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Porträt

Vom «schönen Pfarrerjob» zum Körpertherapeuten

von Marius Schären/reformiert.info
min
03.07.2023
Johannes Knoblauch ist 37 und legt nach sieben Jahren sein Amt als Pfarrer nieder – zugunsten der «biodynamischen Psychologie». Aber Seelsorge liegt ihm weiter am Herzen.

 «PianoMeditation» oder «Körperzentrierte Spiritualität» waren in den vergangenen Jahren immer wieder auf Flyern und im Quartierblatt ausgeschrieben, in der Berner Kirchgemeinde Matthäus und Bremgarten am Nordrand der Stadt. Und immer stand ein auffallender Name dabei, manchmal ergänzt durch eine spezielle Berufsbezeichnung: Johannes Knoblauch, Pfarrer und Biodynamischer Körperpsychotherapeut.

Und nun hat sich der erst 37-jährige Solothurner per Ende Juni nach sieben Jahren im Amt als Pfarrer aus der Kirchgemeinde verabschiedet. «Das Wasser bleibt das gleiche, aber die Schale verändert sich», sagt er im Gespräch in seinem Büro, halb im Untergrund im einst nur katholischen, heute ökumenischen Kirchenzentrum Johannes in Bremgarten bei Bern. Er bezieht sich dabei auf das Gedicht «Der römische Brunnen» von Conrad Ferdinand Meyer:

 

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Nur Gutes über den Pfarrberuf

Er fühle, dass eine Schale voll geworden sei und das Leben ihn dränge, in eine neue Schale zu fliessen, sagt er. Und das, obwohl er eigentlich nur Gutes erzählt über sein Wirken als Pfarrer in der Stadtrand-Kirchgemeinde.

Die Stelle erhielt er gleich nach seinem Masterstudium in Bern und dem Vikariat. «Ursprünglich dachte ich, dass ich in die Seelsorge gehe. Aber dann war die Stelle hier ausgeschrieben und ich wusste: Das will ich. Denn schon während dem Studium war ich oft in der schönen alten Kirche in Bremgarten, auch einfach, um dort auf der Kirchenbank zu liegen.»

Auf der Reise den Weg gefunden

Das Gefühl in sich selbst: Das scheint für den vielseitigen Mann grundsätzlich ein Leitfaden im Leben zu sein. Als es um die berufliche Ausrichtung ging, sei er hin- und hergerissen gewesen zwischen Religion und Kunst und Musik. «Ich habe die Steiner-Schule gemacht und das Gymnasium. Danach ging ich erst mal arbeiten, und ich reiste längere Zeit nach Indien und Neuseeland.»

In Indien habe Johannes Knoblauch verschiedenste Religionen nah beieinander kennengelernt. Und beim Sprachaufenthalt in Neuseeland sei er zu einer Familie gekommen, die «sehr eng christlich» gewesen sei. «Mit ihnen habe ich mich ziemlich gefetzt – und ich merkte, dass mich das Thema Religion beschäftigt und tief bewegt.»

Frühe existenzielle Fragen

Einen Grund dafür sieht der 37-Jährige stark in einschneidenden Ereignissen in seiner Kindheit und Jugend: Johannes Knoblauchs Vater starb, als er sieben Jahre alt war. Seine Mutter, als er 17 war. Das habe ihn früh und oft sich beschäftigen lassen mit existenziellen Fragen um Leben und Tod, sagt er. Und: «Gerade in der Zeit des Todes meiner Mutter hat mich die Musik und das Musikmachen sehr getragen.»

Viele verschiedene Erlebnisse – auch Christuserscheinungen – liessen mich innerlich weit werden und eine riesige Dimension entdecken.

Zurück in der Schweiz besuchte er dann einerseits den Vorkurs an der Jazzschule in Basel. Sein Hauptinstrument ist Trompete, zudem spielt er Klavier und Schlagzeug. «Zugleich begann ich Theologie zu studieren», sagt Knoblauch. Trotz den Kontakten zu vielen anderen Religionen wählte er bewusst das Christentum. Sein Vater war Diakon, aber sein christliches Elternhaus sehr frei gewesen: «Ich musste nie etwas. Und doch war mir früh klar, dass es für mich wichtig ist, den eigenen Wurzeln nachzugehen, mich zugleich aber inspirieren zu lassen von anderen Religionen und Weltanschauungen.»

Studium für Kopf und Körper

Ein Glück sei es gewesen, dass er in Bern interreligiöse Studien an der Uni kombinieren konnte mit Musik und Bewegung an der Hochschule für Künste (HKB), sagt der Pfarrer. «Das habe ich enorm geschätzt, nur an der Uni zu studieren, wäre mir zu trocken gewesen. Doch da lernte ich, das Denken zu strukturieren und schätzte es sehr, Fragen nachgehen zu können, Religionen kennenzulernen und den interreligiösen Dialog zu führen.»

Aber die Ebene des Ausdrucks von Gefühlen, durch Körper, Bewegung, Musik, habe er an der HKB weiterentwickeln können. Acht Stunden in der Woche tanzen zu können und Theater zu machen, sei ein guter Ausgleich gewesen. Und doch wurde Johannes Knoblauch nach dem Bachelor-Abschluss in einem Zwischenjahr klar: «Ich wollte mit Menschen arbeiten.» So absolvierte er anschliessend drei Jahre Uni für den Master und das Vikariat, um Pfarrer zu werden.

«Unglaublich schöner Job»

Und nach wie vor sagt er, mit leuchtendem Lachen in sich: «Ich liebe den Job als Pfarrer. Der ist unglaublich schön, auch mit dem Vielen, das man in der Gesellschaft bewegen und formen kann.» In diesem Rahmen bot er auch in der Kirche spirituelle Übungen an, «die über den Körper in die Tiefendimension des eigenen Selbst und des göttlichen Mysteriums führen».

Für ihn liege in solchen Übungen viel Potenzial, sagt Knoblauch: «Sich selbst zu erkennen, das göttliche Kind in uns, kann in eine heilsame Tiefe führen, aus der wir Kraft schöpfen.» Zur Überzeugung und zum Wissen, wie solche Übungen auch mit körperlicher Betätigung wirken können, sei er vor allem durch Erfahrung gekommen, hineingewachsen. Intellektuell beweisen könne er es nicht. «Doch viele verschiedene Erlebnisse – auch Christuserscheinungen – liessen mich innerlich weit werden und eine riesige Dimension entdecken», sagt der Seelsorger.

Berührendes in sich und mit anderen

Als Beispiel nennt er einen Spaziergang in die Verenaschlucht bei Solothurn, als seine Mutter gestorben war. «Ich fühlte mich total allein und einen grossen Schmerz.» Dann sei vor ihm ein Laubblatt niedergesunken, das ein zweites Blatt auf sich trug. «Das war ein unglaublich heilsames Bild, das mich tief berührt hat», sagt Johannes Knoblauch.

Und nun geht er weiter, vermehrt mit ganz wörtlicher Berührung auch anderer Menschen. Bereits während der Arbeit als Pfarrer hat sich Johannes Knoblauch weitergebildet in «biodynamischer Psychologie» und eine Praxis aufgebaut. «Ich habe gemerkt, wie enorm schön ich Begegnungen mit Menschen finde und wie wichtig sie mir sind. Deshalb will ich das ausbauen.»

In der Form dieser Körperpsychotherapie, die er anbietet, arbeitet er mit verschiedenen Methoden, unter anderem auch Massage. Aber eines bleibe, sagt Knoblauch: «Auch da gibt es tiefe Begegnungen, und die Spiritualität bleibt.»

 

Biodynamische Psychologie

Es sei eine der ältesten Körperpsychotherapie-Methoden, sagt Johannes Knoblauch. Sie wurde in den 1960er-Jahren entwickelt aufgrund der Tiefenpsychologie. Als Methoden beinhaltet sie unter anderem Gespräche, Massagen und Vegetotherapie (auf Impulsen des Körpers beruhend). Sie kann bei diversen Beschwerden und Bedürfnissen angewandt werden, ist als Komplementärtherapie anerkannt und wird teils von Zusatzversicherungen gedeckt.

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