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Walter Eglin: Schöpferisch bis zur Erschöpfung

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02.03.2020
Der Oberbaselbieter Walter Eglin lebte für die Kunst. Seine letzten Werke schuf er von Krankheit gezeichnet kurz vor seinem Tod. Zu seinem 125. Geburtstag erscheint nun ein Buch über diese Bilder.

Als sich der an Krebs erkrankte Baselbieter Maler, Holzschnitt- und Mo-saikkünstler Walter Eglin im September 1965 einer Operation unterzieht, hat er ein reichhaltiges Werk vor-zuweisen und einen über die Schweiz hinaus bekannten Namen als Kunstschaffender. Doch obwohl nach dem Eingriff sein Körper mit jedem Tag schwächer wird und die Schmerzen so stark sind, dass er sie nur mithilfe von Morphium erträgt, erlebt er in den letzten Monaten vor seinem Tod im Februar 1966 noch einmal eine kreative Phase.

Kraft aus dem Glauben
Eglin ersinnt eine neue Technik und erschafft 22 Holzmonotypien, in denen er sich mit dem Tod auseinandersetzt. Zuletzt kann er nur noch wenige Minuten am Stück arbeiten, erinnert sich sein Sohn Toni an diese Zeit und meint: «Was mich heute bewegt, ist die Frage, woher Vater die schöpferische Kraft nahm, um bis zum letzten Atemzug an seinen Holzmonotypien zu arbeiten. Ich bin überzeugt, dass es sein tiefer Gottesglaube war.» Zum 125. Geburtstag von Walter Eglin, am 10. März, ist jetzt ein Kunstbuch erschienen, das diese letzten Werke würdigt.

Auf Ablehnung gestossen
Walter Eglin kommt 1895 im Oberbaselbieter Dorf Känerkinden zur Welt. Er stammt aus bescheidenen Verhältnissen. Mit seinem Wunsch, eine künstlerische Ausbildung zu machen, stösst der Sohn von Kleinbauern und Posamentern bei seiner Familie auf grossen Widerstand. Die ländliche Bevölkerung seiner Heimat begegnet der Kunst mit Ablehnung. Eglin setzt sich durch und besucht in den 20er-Jahren die Kunstgewerbeschule in Basel und die Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Zurück in der Schweiz muss er lange um Anerkennung kämpfen. Heute trifft man an vielen öffentlichen Orten auf sein Werk: Sgraffitos an Hauswänden und Mosaike in Schulen sowie Glasfenster in den Kirchen von Bretzwil, Biel-Benken, Läufelfingen und Diegten, wo er bis zu seinem Tod lebt. «Sendung» (1938–46), das grösste Mosaik in der Schweiz, im Kollegiengebäude der Universität Basel stammt ebenso von Walter Eglin wie das 1959 entstandene Mosaik «Luther vor dem Reichstag 1521» in der Dreifaltigkeitskirche in Worms.

Der Weg zur Kunst ist für Walter Eglin zwar steinig. Doch der Baselbieter macht aus Steinen Kunst. Sie fas-zinieren ihn von klein auf. Die Steine für seine Mosaike sucht und bearbeitet er selbst. Für das Werk am Unversitätsgebäude in Basel benötigt er über eine Million Würfelchen. Zeit seines Lebens bleibt Eglin der Natur verbunden. Es ist weitgehend ihm zu verdanken, dass der «Chilpen» bei Diegten, heute ein Naturschutzgebiet von na-tionaler Bedeutung, unter Schutz gestellt wird. Auf seine Initiative hin wird 1952 der «Verein für Natur- und Heimatschutz Diegten» gegründet.

Ehrungen nach dem Tod
Nach seinem Tod wird Eglin mehrfach geehrt. Zu seinem 50. Todestag erscheint 2016 das Buch «Der steinige Weg des Walter Eglin». Es gibt einen Überblick über sein Leben und Werk. Zeitzeugen, Freunde und sein Sohn kommen darin zu Wort. Zum 100. Geburtstag errichtet die Gemeinde Diegten eine Gedenkstätte auf dem Friedhof, und im ehemaligen Gemeindehaus von Känerkinden zieht das «Walter Eglin Museum» ein. Dort befinden sich auch seine Holzschnitte, mit denen er seine künstlerische Laufbahn beginnt.

Mit anderen Kunstwerken von Walter Eglin geht man nach seinem Tod weniger sorgsam um. Drei Wandbilder werden eingegipst. Das Mosaik «Sphinx» kann 2014 aus dem Bildungs-zentrum Liestal gerettet werden und befindet sich ebenfalls im Museum in Känerkinden. Das Mosaik «Der Schatz-gräber von der Muttenzer Hard» aus dem Primarschulhaus Gründen in Muttenz bekommt 2015 einen neuen Platz in der Eingangshalle des Schulleitungszentrums der Gemeinde. Das Sgraffito «Weltenbaum» im Liestaler KV-Gebäude verbirgt sich nach wie vor hinter einer Gipswand.

Karin Müller, März 2020

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