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Fokus «Weniger ist mehr»: Haushalt

Was soll ich vererben?

von Barbara Steiger
min
25.01.2024
Barbara Steiger, Synodalrätin

Es sind schon einige Jahre vergangen, seit ich mit meinen Geschwistern unser Elternhaus gemeinsam räumen musste. Meine Eltern besassen einige antike Möbel und sonstige Raritäten aus den Haushalten ihrer Eltern und ihrer Grosseltern. Diese wurden damals bei der Übernahme in ihren Haushalt liebevoll restauriert, danach erhielten sie ein Plätzchen in der guten Stube meiner Eltern: Vitrinen, Kommoden aus der Biedermeierzeit, Bücher aus dem 16. Jahrhundert, verzaubertes Porzellan oder Kristallgläser.

Die Menge all dieser Gegenstände war beeindruckend; jeder Gegenstand hatte seine persönliche Geschichte. Da war ein kleiner Stuhl, kein Kinderstuhl, nein, ein Stillstuhl, auf dem meine Urgrossmutter ihre Kinder nachts stillte. Da war eine kleine mit Intarsien eingelegte Kommode, die wärend des Ersten Weltkriegs schwarz angemalt wurde, damit der eventuelle Eindringling den Wert nicht erkennen konnte. Es gab eine Dochtschere aus Messing mit den Initialen C. F. für Conrad Ferdinand Meyer, den Schriftsteller, den einer meiner Vorfahren kannte.

 

Barbara Steiger, Synodalrätin

«Es freut mich, dass alles im Alltag gebraucht wird und dass die Erinnerung weiterlebt.»

 

Wir Geschwister hatten jedoch alle schon einen eigenen Haushalt. Alle hatten Freude an antiken Sachen, denn diese kann man sehr gut mit Modernem kombinieren. Die Menge machte uns jedoch Sorgen. Wollten wir die Gegenstände doch behalten oder weggeben? Nach dem Auflösen und Teilen des Haushaltes habe ich beschlossen, die vielen schönen Sachen in einer Lagerbox einzulagern, im Hoffen, dass vielleicht einmal unsere Kinder Freude daran finden könnten.

Die Jahre vergingen, unsere Kinder wurden erwachsen; bald zog unser Sohn zum Studium von zu Hause aus. Für seine neue Unterkunft stellte er einen neuen Haushalt zusammen und nutzte die Möglichkeit, sich in der Lagerbox umzusehen. Er fand Kupferpfannen, die moderne Ständerlampe, das antike Nachttischchen, die Stühle aus den 1950er-Jahren, einen Arbeitstisch, eine Kommode, etwas Geschirr und Gläser. Sein Haushalt war dadurch nicht perfekt eingerichtet, denn er konnte sich nur wenig Neues leisten. Aber das Wenige, was er nun in seinem Haushalt hat, ist für ihn ein Mehrwert.

All die Sachen sind voll von Geschichten und wertvollen Erinnerungen an seine lieben Gross­eltern, und sie fanden einen neuen Platz in einem jungen Haushalt. Es erfreut mich, dass alles nun im Alltag wieder gebraucht und geschätzt wird und dass die Erinnerung weiterlebt.

 

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