Weit über ein «Mach’s guet» hinaus
Meine «Konffoti», die mir dieser Tage eher zufällig in die Hände geraten ist, spricht Bände: «d`Meitli», nunmehr Damen, aber keineswegs dämlich, in feierliches Schwarz gehüllt, tragen: «Stögelischueh», Seidenstrümpfe und Handschuhe. «D`Buebe», flotte Burschen durch und durch, haben sich im Zweireiher aufgereiht, silberfarbene Krawatten baumeln über ihren weissen Hemden. Und allen diesen jungen Menschen ist ein ernster Blick eigen. Seit jenem denkwürdigen Tag sind 65 Jahre vergangen. Schmunzelnd merke ich, dass Kinder, die im Jahr meiner Konfirmation zur Welt gekommen sind, heuer als Neu-Pensionierte auf dem Feierabendbänklein Platz nehmen dürfen…
Natürlich weiss der Grossvater, der ich heute sein darf, dass sich Konfirmationen in all den Jahren grundlegend verändert haben, dass die Einstellung der Beteiligten und die Gestaltung des feierlichen Tages schlechthin angepasst worden sind. «Lässer», bunter, dem Zeitgeist angepasst, feiern Konfirmandinnen und Konfirmanden mit ihrer Gemeinde ihren grossen Tag. Als Wegzehrung wird jeder und jedem ein biblischer Zuspruch mitgegeben, den sich die Neukonfirmierten zumeist selbst auswählen dürfen. Ein Bibelwort, das zum Zuspruch wird, der weit über ein eher unverbindliches «Mach’s guet» hinausgeht. Vorab ältere Leute bezeugen in Erinnerung an ihre eigene Konfirmation fraglos gerne, wie sehr ihnen der biblisch begründete Glückwunsch am Herzen liegt, weil er lebenslang Wegweiser und Kompass ist und bleibt.
Jung sein, auf dem Sprung sein,
zum Leben abheben.
Frei sein, dabei sein.
An besonnten Horizonten
Neues finden, Neues binden,
Neues gestalten, Falten entfalten.
Dem Leben Sinn geben,
eigenen Sinn: «Ich bin».
Wünschen und Hoffen.
Alles ist offen.
Frei bist du; jung.
Helf‘ dir Gott auf den Sprung.
fis
Hans Ruedi Fischer, ehemaliger Kommunikationsbeauftragter der St. Galler und der Thurgauer Kantonalkirchen.
Weit über ein «Mach’s guet» hinaus