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Nahostkonflikt

Weltweite Kampagne #BringThemHomeNow in der Basler Elisabethenkirche

von Nicole Noelle
min
08.11.2023
Immer noch werden über 200 aus Israel entführte Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Die Offene Kirche Elisabethen hat in Basel einen Erinnerungsort für die Verschleppten geschaffen. Eröffnet wurde die Kampagne von Kirchenratspräsident Lukas Kundert und Rabbiner Moshe Baumel.

«Halt Omer! Ihr fahrt in die falsche Richtung!», wollten seine Eltern ihm noch mitteilen, aber Omer konnte den Anruf nicht mehr entgegennehmen. Kurz zuvor hatte er von Schüssen berichtet und seinen Handy-Standort mit seinen Eltern geteilt. Omers Eltern mussten entsetzt mitverfolgen, wie sich der Navigationspunkt ihres Sohnes nicht nach Hause bewegte, sondern in Richtung Gaza. Kurz nach der Grenze stoppte der Punkt und verschwand. Das war am 7. Oktober 2023, dem Tag, an dem die Terrororganisation Hamas Menschen in Israel angriff, 1300 von ihnen ermordete und über 200 verschleppte. Seither wird Omer vermisst.

Diese und viele weitere bewegende Schicksale erfährt, wer derzeit in der Basler Elisabethenkirche den QR-Code auf einem Tisch mit schwarzen Kerzen aktiviert. Im Rahmen der Kampagne #BringThemHomeNow erzählen Angehörige der Geiseln in Videos von den Entführten. Die Kampagne soll ihnen ein Gesicht geben und gleichzeitig politischen Druck für ihre Freilassung aufbauen. Ari Folman und andere israelische Filmemacher haben das Videoprojekt mit den kurzen, aufwühlenden Filmsequenzen lanciert.

Gegen das Vergessen

In Wien wurde kürzlich für #BringThemHomeNow auf dem Judenplatz symbolisch ein leerer Schabbat-Tisch aufgestellt. Nun bringt die Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft zusammen mit der reformierten Kirche Basel und der Israelitischen Gemeinde Basel die Kampagne in die Schweiz. In der Offenen Kirche Elisabethen in Basel steht seit dem 7. November eine schwarze Erinnerungsstele, die von Kirchenratspräsident Lukas Kundert und dem Rabbiner der Israelitischen Gemeinde, Moshe Baumel, eingeweiht wurde.

«Bring Them Home» – Bringt sie nach Hause – prangt darauf. Die Botschaft ist auch in Ivrit, dem modernen Hebräisch und in Arabisch verfasst und soll damit zeigen, dass sich der weltweiten Kampagne Menschen aller Konfessionen und Religionen angeschlossen haben. «Die Kampagne ist pure Menschlichkeit und keine politische Stellungnahme zugunsten einer Seite im Nahostkonflikt», sagt denn auch Pfarrer Frank Lorenz, der Leiter der Offenen Kirche Elisabethen. Trotzdem rechnet er damit, dass die Aktion möglicherweise Kritik und mitunter harsche Reaktionen hervorrufen werde. Die Mitarbeitenden der Elisabethenkirche wurden entsprechend vorbereitet.

Für alle offen

Zur Erinnerungsstele gehört auch ein Solidaritätsbuch, in das sich Lukas Kundert und Moshe Baumel als Erste eintrugen. Der Erinnerungsort in der Offenen Kirche Elisabethen und das Buch stünden allen offen, «die mit diesem Anliegen übereinstimmen», meint Frank Lorenz. Und: #BringThemHomeNow» bleibe so lange in der Elisabethenkirche «wie nötig» – bis die Geiseln frei seien.

Auch Omers Mutter ist überzeugt, dass ihr Sohn wieder zurück kommt. «Omers Zimmer ist unordentlich», sagt sie am Ende des Videos. «Ich werde es nicht aufräumen, denn er wird nach Hause kommen und es selber aufräumen können.»


Die Erinnerungsstele und das Solidäritätsbuch stehen während der öffentlichen Zugänglichkeit der Offenen Kirche Elisabethen allen Interessierten offen.

 

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