Baselland, Basel-Stadt, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Uri, Zug
Ratgeber Glaubensfragen

Wie spricht man mit Kindern über den Tod und den Himmel?

von Pfarrerin Claudia Henne
min
15.06.2024
Leserfrage von A.M.: «Unser Sohn (4) vermisst seine Oma sehr, seit sie vor einigen Monaten gestorben ist. Er stellt uns viele Fragen über den Himmel. «Oma hat den roten Pullover noch gar nicht fertig. Strickt sie jetzt im Himmel einen neuen?», wollte er kürzlich wissen. Ich fühle mich ratlos.» Pfarrerin Claudia Henne antwortet.
Claudia Henne, Spitalseelsorgerin Schaffhausen

Claudia Henne, Spitalseelsorgerin Schaffhausen

Unsere Kolumne zu Glaubensfragen. Haben Sie Fragen? Schreiben Sie Ihr Anliegen an die Redaktion, wir werden es gerne weiterleiten. redaktion@kirchenbote.ch

Leserfrage von A.M.: «Unser Sohn (4) vermisst seine Oma sehr, seit sie vor einigen Monaten gestorben ist. Er stellt uns viele Fragen über den Himmel. «Oma hat den roten Pullover noch gar nicht fertig. Strickt sie jetzt im Himmel einen neuen?», wollte er kürzlich wissen. Ich fühle mich ratlos.»

 

Lieber Herr M.,

ich danke Ihnen für Ihre Offenheit zu einem Thema, das viele Eltern beschäftigt und sie oft ratlos zurücklässt. Wie begleiten wir Kinder in ihrer Trauer, bei ihrer Sehnsucht nach einem geliebten Menschen? Was entgegnen wir auf ihre manchmal ganz konkreten Fragen, was nach dem Tod kommt?

Kinder malen sich den Himmel oft sehr fantasie- und hoffnungsvoll aus: Fussballfelder, Tiere, Spielsachen … Alles, was wichtig und schön ist im Leben, hat darin Platz. Diese Vorstellung ist übrigens gar nicht so weit entfernt vom Himmel, wie die Offenbarung ihn beschreibt: «Kein Schmerz wird mehr sein, kein Leid und Geschrei» – das ist ja auch ein Bild, das hoffnungsvoll stimmt.

Ich persönlich bin zuversichtlich, dass in diesem Himmel auch viel Raum ist für Fussbälle und Strickzeug. Jedoch: Wie wir uns den Himmel vorstellen, ist subjektiv. Kinder brauchen weniger unsere vollendeten als vielmehr unsere ehrlichen Antworten. Wir dürfen auch zurückfragen: «Ich weiss nicht genau, wie es im Himmel aussieht. Wie stellst du ihn dir denn vor?»

In Ihrer Frage höre ich auch die Sehnsucht Ihres Sohnes nach seiner Oma. Der Himmel scheint so fern. Gleichzeitig ist die Erinnerung an die Oma so lebendig und nah. Schmerzlich erfährt Ihr Sohn die Lücke, die ein verstorbener Mensch hinterlässt. Und ja, es gibt zunächst nichts, was diese Lücke füllen könnte.

Wenn Sie Ihre eigenen Gefühle zulassen und zeigen, leben Sie als Eltern Ihrem Sohn vor: Tränen und Trauer gehören dazu, sie sind Ausdruck unserer Liebe zu der Verstorbenen. Im gemeinsamen Erzählen und Erinnern kann der geliebte Mensch ein besonderer Teil Ihres Lebens bleiben.

Hierfür gibt es unzählige Möglichkeiten: Vielleicht mögen Sie den unfertigen Pullover an einem besonderen Ort platzieren oder ihn weiterstricken und Ihrem Sohn zum Anziehen schenken? Hier gibt es kein Richtig oder Falsch, nur Ihren ganz persönlichen Weg.

Es kann auch tröstlich sein, gemeinsam Orte zu erkunden, die der Oma wichtig waren: ein Café, eine Lieblingsbank im Park oder einen Ausflugsort, den sie mochte. In einem Erinnerungstagebuch könnten Sie mit Ihrem Sohn Zeichnungen und Briefe für die Oma gestalten.

Alles, wobei Ihr Sohn aktiv mitwirken kann, ist wertvoll: Zeichnungen, Kerzen oder Blumen aufs Grab, Ballone, die zum Himmel aufsteigen … Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! Ganz ähnlich wie beim Himmel …

Ich wünsche Ihnen und Ihrem Sohn gute, himmelweite Gespräche und trostreiche Gedanken beim gemeinsamen Erinnern.

Pfarrerin Claudia Henne

Unsere Empfehlungen

Gibt es bald keine kirchlichen Trauungen mehr?

Gibt es bald keine kirchlichen Trauungen mehr?

Leserfrage: Die Hochzeit meiner Tochter kürzlich fand nicht kirchlich, sondern mit einer Traurednerin statt. Die jungen Brautleute erklärten, sie wollten keine Feier, in der ihnen ein veralteter Glaube übergestülpt wird. Mich macht diese Aussage traurig. Claudia Henne antwortet.
Wie stehe ich zu meinen eigenen Bedürfnissen?

Wie stehe ich zu meinen eigenen Bedürfnissen?

Leserinnenfrage: «Wie schaffe ich es, mich in einer Beziehung wirklich zu öffnen für die andere Person und bei mir zu bleiben, mich selber nicht zu verlieren? Dies ist mein Problem. Oft fühle ich mich für andere verantwortlich und habe Schuldgefühle.» Solange Zmilacher antwortet.
Taugt die Bibel als Ratgeber?

Taugt die Bibel als Ratgeber?

Leserfrage von N.W.: «Die Bibel ist ein uraltes Buch. Manche Leute behaupten, sie wäre ein Ratgeber fürs Leben, und Gott sei der beste Berater überhaupt. Wie sollen aber diese altertümlichen Texte zu Menschen von heute sprechen?» Pfarrerin Sabine Herold antwortet.