«Wir müssen verstehen, dass der Tod Teil des Lebens ist»
«Die Wahrnehmung des Todes hat sich in den letzten Jahren verändert», sagt Bettina Bolliger. Früher sei der Tod ein Thema gewesen, über das wenig gesprochen wurde. «Heute denken die Menschen mehr über das Lebensende nach und sprechen auch darüber.» Bettina Bolliger ist Sozialdiakonin für Erwachsene und Senioren der reformierten Kirche Hünenberg und im Team, das für die Themenwochen «Adieu – das Leben würdevoll loslassen» zuständig ist. Ins Leben gerufen wurden die Wochen von der politischen Gemeinde Hünenberg. Bei den beiden Kirchen und der lokalen Organisation «Netz Alter» rannte sie damit offene Türen ein. «Obwohl heute mehr über das Thema gesprochen wird, ist es für viele Menschen eine Herausforderung, sich mit dem eigenen Lebensende auseinanderzusetzen», weiss Bettina Bolliger aus langjähriger Erfahrung, arbeitete sie auch viele Jahre als Pflegefachfrau in der Palliativpflege.

die Themenwoche «Adieu – das Leben würdevoll loslassen».
Verschiedene Perspektiven
Die Themenwochen, die vom 24. März bis zum 2. April stattfinden, bieten eine Reihe von Veranstaltungen, die unterschiedliche Perspektiven auf Sterben, Tod und Trauer eröffnen. Ein zentrales Highlight ist eine Wanderausstellung mit dem Titel «Sterben zu Hause» von der Berner Fachhochschule. Diese Ausstellung stellt die Frage, wie man den Tod zu Hause erleben kann, und bietet den Besuchern nicht nur visuelle Eindrücke, sondern auch Audio- und Videoaufnahmen, die auf die Aspekte des Sterbens eingehen.
Die Angebote sollen Ängste abbauen und den Teilnehmenden helfen, die richtigen Informationen und Anlaufstellen zu finden. «Wir wollen über den Umgang mit dem Lebensende reden und den Austausch fördern», so Bolliger. Dabei richten sich die Anlässe nicht nur an ältere Menschen, sondern sie bieten allen Altersgruppen die Möglichkeit, sich dem Thema zu nähern. «Wir wünschen uns, dass Sterben und Tod den Schrecken verlieren und die Menschen lernen, mit einer gewissen Gelassenheit damit umzugehen.»
Mehr Gelassenheit
Ein weiteres eindrückliches Ereignis der Wochen ist eine Friedhofsbegehung, bei der die Teilnehmenden die Gelegenheit haben, mehr über den Friedhof in Hünenberg zu erfahren, von der Grabpflege bis hin zu den Kosten für die Beerdigung. Eine Fachperson der Gemeinde begleitet die Begehung, die alle relevanten Informationen vermittelt. Zudem gibt es ein Podiumsgespräch mit Vertretern der reformierten und katholischen Kirche sowie Experten aus der Palliativpflege. Das Gespräch dreht sich um die Bedeutung eines würdevollen Lebensabschieds, um den persönlichen Umgang mit dem Tod und um die Rolle der Religion und Gesellschaft in diesem Prozess.
Bis zum letzten Moment Mensch bleiben
Für Bettina Bolliger ist das Thema Sterben in Würde eng mit dem Wunsch verbunden, wenn immer möglich selbstbestimmt zu leben und zu sterben. Sie betont, dass der Tod ein sehr individueller Prozess ist und jeder Mensch die Möglichkeit haben sollte, so zu sterben, wie er es sich wünscht. «Im Bewusstsein, dass wir nicht alles bestimmen können.» Für sie bedeutet «würdevoll sterben» auch, bis zum letzten Moment Mensch zu bleiben – trotz körperlichem Verfall und der damit verbundenen Schwäche. «Der Frieden mit mir selbst und mit Gott ist für mich ein zentraler Aspekt eines würdevollen Abschieds.»
Die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit und die Vorbereitung auf das Lebensende seien wichtig. Sie fordert die Menschen auf, sich frühzeitig Gedanken über den Tod zu machen, damit sie später weniger Angst davor haben. «Wir müssen verstehen, dass der Tod Teil des Lebens ist und dass es wichtig ist, sich mit ihm auseinanderzusetzen – unabhängig vom Alter», findet sie.
Themenwochen «Adieu – das Leben würdevoll loslassen»: 25. März bis 2. April
«Wir müssen verstehen, dass der Tod Teil des Lebens ist»