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«Wir wollen als Kirche eine moralische Instanz sein»

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03.09.2019
Die Reformierte Kirchgemeinde Luzern hat beschlossen, die Konzernverantwortungsinitiative zu unterstützen. Marlene Odermatt, Präsidentin des Kirchenvorstands, erklärt die Hintergründe.

Frau Odermatt, wie umstritten war dieser Entscheid?
Im Parlament wurde ein Postulat zur Prüfung des Beitritts überwiesen. Die überwältigende Mehrheit war dafür, dass wir beitreten. Da es keinen Gegenantrag gab, wurde der Vorschlag für einen Beitritt zum Unterstützungskomitee «Kirche für Konzernverantwortungsinitiative» angenommen.

Haben Sie daraufhin Reaktionen erhalten?
Wir haben sehr viele positive Rückmeldungen bekommen. Das hat uns als Kirche bestärkt, diese Rolle einzunehmen. Eine einzige negative Rückmeldung kam aus Wirtschaftskreisen, mit der Drohung, aus der Kirche auszutreten. Es treten aber auch Menschen aus der Kirche aus, weil wir in diesen Themen zu zögerlich sind und uns nicht mehr getrauen, für unsere Überzeugungen einzustehen. Deshalb möchten wir wieder ein klares Profil haben.

Weshalb kam die Unterstützung nicht schon früher?
Während sich der Nationalrat für einen indirekten Gegenvorschlag aussprach, hat der Ständerat im Frühling einen solchen abgelehnt. Wir hatten bis zuletzt die Hoffnung, dass zumindest eine abgeschwächte Form der Forderungen angenommen würde.Nach diesem enttäuschenden Ergebnis reifte bei den meisten der Entscheid, sich zu engagieren.

Darf die Kirche denn politisch sein?
Wir wollen als Kirche eine moralische Instanz sein. Gerade bei Umwelt- und Menschenrechtsthemen sollen und wollen wir uns einmischen. Es kann nicht sein, dass sich die Zivilgesellschaft zu diesen Themen äussert – man denke nur an all die vielen Protestmärsche der Jungen auf den Strassen die Kirche hingegen nicht.

Damit werden vermutlich nicht alle einverstanden sein.
Früher hat die Kirche versucht, es allen recht zu machen. Heute wissen wir, dass das nicht gelingen wird. Es braucht eine Schärfung des Profils der Kirche. Die Arbeit der Kirche kann nicht nach dem Gottesdienst und den Predigten aufhören. Das, was im Gottesdienst gepredigt wird, soll an die Öffentlichkeit gebracht werden.

Carmen Schirm-Gasser, September 2019

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