«Wir wollten wissen, welche Themen die Menschen besonders belasten»
Um einen Überblick zur Wahrnehmung der Seelsorgeangebote, deren Bekanntheit und Nutzung im Kanton Luzern zu erhalten, hat die Reformierte Kirche Kanton Luzern eine Mitglieder- und Bevölkerungsumfrage in Auftrag gegeben. Insgesamt wurden 1167 Frauen und Männer ab 16 Jahren aus dem Kanton Luzern befragt. Davon waren 766 Mitglieder der Reformierten Kirche und 401 aus der Luzerner Bevölkerung.
Die Hemmschwelle senken
«Wir wollten wissen, welche Themen die Menschen besonders belasten und was sie als wichtig in der Seelsorge erachten. Gleichzeitig beschäftigen uns die hohen Austrittszahlen der vergangenen Jahre, die im Jahr 2023 den höchsten Stand erreicht haben», erklärt Lilian Bachmann, Synodalratspräsidentin der Reformierten Kirche Kanton Luzern.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Seelsorgeangebote der reformierten Kirche sowohl den Mitgliedern als auch der allgemeinen Wohnbevölkerung bekannt sind. Trotzdem werden sie nur von einer Minderheit der Befragten genutzt. Doch wieso? Ist die Hemmschwelle zu gross oder haben die Luzernerinnen und Luzerner einfach wenig Sorgen? «Die Antwort darauf haben wir aus der Umfrage noch nicht», so Lilian Bachmann. Die Fragen seien komplex und hätten verschiedene Ebenen. Um Antworten darauf zu bekommen, werde im Februar nächstes Jahr eine Grossgruppenkonferenz zum Thema Seelsorge stattfinden.
Das gfs.bern schlägt vor: «Durch eine Enttabuisierung der Seelsorge und eine erhöhte Nachfrage könnten die Angebote verstärkt genutzt werden. Hierbei spielen die zielgruppenorientierte Kommunikation und spezifische Seelsorgeangebote eine entscheidende Rolle», sagt Tobias Keller, Projektleiter.
Sorgen unterschiedlich nach Altersgruppen
Die Studie zeigt, dass die Sorgen je nach Altersgruppe unterschiedlich sind: Belastende Gedanken zum eigenen Tod und körperliche Beschwerden nehmen mit dem Alter zu. Junge Personen fühlen sich hingegen von Arbeitsstress, beruflicher Unsicherheit und psychischen Beschwerden tendenziell stärker betroffen. Ein Grossteil der Befragten macht sich Sorgen wegen Krieg und Terror.
Die gesellschaftliche Verantwortung von Institutionen, wie etwa der reformierten Kirche, spiele eine entscheidende Rolle im Zusammenhalt einer modernen Gesellschaft. Das Seelsorgeangebot der reformierten Kirche biete gemäss Studie die Möglichkeit, die gesellschaftliche Wahrnehmung zu erhöhen. Dabei sind vertrauenswürdiges und professionelles Auftreten sowie eine entsprechende Aussenkommunikation entscheidend.
Kommunikation zunehmend digital
Zudem zeigt die Studie, dass die Seelsorge der verändernden Gesellschaft Rechnung tragen sollte. Die Mobilität der Bevölkerung nehme zu, die Bindung zur eigenen (Kirch-)Gemeinde ab. Die Kommunikation erfolgt zunehmend digital oder multimedial.
Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass globale Probleme bei der Luzerner Bevölkerung einen höheren Stellenwert als lokale haben. Somit werden überregionale Angebote wichtiger, um die Sichtbarkeit und die eigene Relevanz zu verbessern, folgern die Verfasser der Studie. Erfreulich ist, dass die Seelsorge, wenn sie denn in Anspruch genommen wird, als sehr hilfreich empfunden wird. Über 70 Prozent der Befragten waren sehr zufrieden. «Das spricht für die Seelsorgenden und das Angebot», freut sich Lilian Bachmann.
Ein konkretes, neues Projekt, das die Seelsorge unterstützen soll, wird noch dieses Jahr anlaufen: Die Dargebotene Hand Zentralschweiz und die Reformierte Kirche Kanton Luzern intensivieren ihre Zusammenarbeit im Chat-Bereich zugunsten der seelischen Gesundheit der Luzerner Bevölkerung. Dafür wurden 95'000 Franken gesprochen. Ab kommenden Herbst wird die Chat-Funktion auf der Website reflu.ch eingebunden.
«Wir wollten wissen, welche Themen die Menschen besonders belasten»