Woche der Religionen: Gemeinsam für Begegnung und Dialog
Ob Schöpfung, Künstliche Intelligenz und der Homo Creator oder aber ein Sufi, der sein Leben vertrauensvoll in Gottes Hände legt, ein moderierter Denk-Brunch oder eine interreligiöse Zugfahrt zu Bestattungsorten unterschiedlicher Religionen: Die Woche der Religionen vom 2.–10. November ermöglicht überraschende Begegnungen. Über 30 Teams in der ganzen Schweiz mit Mitwirkenden aus acht Religionen stehen hinter dem Programm und laden an rund 100 Veranstaltungen zum Austausch ein: Begegnung und gemeinsame Erlebnisse sollen gegenseitigen Respekt und tragfähige Partnerschaften bauen – für ein friedliches Zusammenleben in der Schweiz.
Die Veranstaltung reagiert auf die abnehmende Zugehörigkeit zu Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie auf die zunehmende gesellschaftliche und religiöse Vielfalt. Diese Veränderungen haben Ängste und Vorurteile verstärkt, insbesondere Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus.
Während der Woche der Religionen treffen sich religiöse und säkulare Menschen, um sich auszutauschen. Religionsgemeinschaften beteiligen sich aktiv und diskutieren offen über schwierige Themen wie Konflikte und Tod. Das Ziel ist es, gegenseitiges Verständnis zu schaffen und Vorurteile abzubauen.
Über die Woche der Religionen
Die «Woche der Religionen» findet bereits zum 18. Mal statt. Die Veranstaltungsreihe in der ersten Novemberwoche ist als Plattform des interreligiösen Dialogs und der kulturellen Begegnung in der Schweiz fest verwurzelt. Urheberin und Koordinatorin der Woche der Religionen ist die Interreligiöse Arbeitsgemeinschaft der Schweiz (Iras Cotis).
Frieden als wertvolles Gut
Entsprechend nehmen Veranstaltungen zu Konflikt und Frieden einen wichtigen Platz im Programm ein: bei Friedensfeiern und -gebeten in Luzern und Olten oder auch in Basel, wo Jugendliche bei einer interreligiösen Andacht dem Frieden bei Rezitationen, Musik und Stille Raum geben. Im Zusammenhang mit dem Konflikt im Nahen Osten kommt in Luzern und Kreuzlingen die Frage auf: Was bewegt Menschen trotz erlebter Ungerechtigkeit dazu, sich für den Frieden einzusetzen? Können die Religionen noch von Frieden sprechen, wird in Lausanne diskutiert, und kann man Frieden trainieren? Ein Podium in Basel geht der Frage nach, was wir gemeinsam gegen zunehmenden Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus unternehmen können.
Die Nacht der Religionen in Bern bietet Slampoetry, Jugendchöre und interreligiöse Gebete. In Nidwalden steht die Rolle der Künstlichen Intelligenz in der Schöpfung im Mittelpunkt. In Solothurn wird die Frage diskutiert, ob Religion ein Wegweiser oder Irrweg ist.
In Baden und Zug können Besucher religiöse Praktiken erleben. Offene Moscheen im Kanton Aargau, ein Islam-Marktplatz in Basel und «Espace mouslima» in Fribourg laden zum Austausch ein. In Luzern zeigt die jüdische Gemeinde ihren Alltag. In Zürich findet eine jüdisch-christlich-muslimische Feier statt.
In Luzern lädt «Was IsSt Religion» zu einem gemeinsamen Essen ein, begleitet von Kurzfilmen. In Abtwil findet ein Denk-Brunch zum Thema «Empathie und Solidarität in den Religionen» statt. In Zürich führt Rabbiner Noam Hertig in die jüdischen Speiseregeln ein.
Wirkmächtige Frauen
Frauen stehen an verschiedenen Orten im Mittelpunkt. In Basel werden bedeutende Denkerinnen vorgestellt. In Luzern findet ein muslimisch-christlicher Frauenabend statt. In Winterthur erfahren Besucher:innen mehr über feminine Aspekte des Göttlichen. In Zürich gibt es ein temporäres Monument für Frauen in den Religionen: den «Katharinen-Turm». Vier Frauen sprechen über wirkmächtige Frauen in ihren Religionstraditionen und erläutern, wie sie das Gespräch über frauenspezifische Themen in ihrer Tradition erleben.
Gemeinsam unterwegs
Spaziergänge entdecken den neuen Religionsgarten in Aarburg und die interreligiösen Wurzeln im anthroposophischen Dornach.
Eine interreligiöse Zugfahrt mit der Rhätischen Bahn führt zu Bestattungsritualen auf dem Waldfriedhof in Davos, dem daneben liegenden jüdischen Friedhof und anschliessend nach Chur, wo das erste muslimische Grabfeld des Kantons Graubünden in Planung ist. Tod und Jenseitsvorstellungen kommen auch in Lausanne zur Sprache im Rahmen des Festivals zu Allerheiligen. Und in Luzern besucht eine Führung den Friedhof Friedental, wo christliche, muslimische und jüdische Bestattungen möglich sind, sowie zum Bestattungsort der Hindus an der Reuss.
Auch die Religionslandschaft der Schweiz ist unterwegs durch Umbrüche und Veränderungen: Die Kirchen verlieren massiv an Mitgliedern, zugleich besteht ein grosses Interesse an Spiritualität bei einer zunehmenden Vielfalt an Religionen. In Luzern, Solothurn und Lausanne gehen Veranstaltungen diesen Umwälzungen in der Schweizer Gesellschaft nach.
Woche der Religionen: Gemeinsam für Begegnung und Dialog