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Reformierte Kirche Niederamt

Der «Grüne Güggel» kräht bald im Niederamt

von Tilmann Zuber
min
26.01.2024
Als eine der ersten Kirchgemeinden der Solothurner Kantonalkirche bemüht sich Niederamt um den «Grünen Güggel»: Therese Grütter und Rebekka Steinmann haben dazu den Lehrgang besucht. Fazit: Es lohnt sich.

Treffpunkt beim Kirchgemeindehaus Schönenwerd. Die Autokolonne des Feierabendverkehrs schiebt sich durch die Gemeinde, am Horizont erhebt sich die Dampfwolke des Kernkraftwerks Gösgen. Nichts deutet darauf hin, dass hier ein ökologisches Pilotprojekt stattfindet. Und doch ist es so: Die Kirchgemeinde Niederamt will sich um das Zertifikat «Grüner Güggel» bewerben.

Um das Umweltlabel zu erhalten, haben Therese Grütter und Rebekka Steinmann einen Lehrgang besucht. «Eigentlich sind wir keine Grünen, wie man sich das gemeinhin vorstellt», erklären die beiden. Grütter ist Kirchgemeindeschreiberin in der Reformierten Kirche Niederamt, Steinmann ist für die Finanzen der Kirchgemeinde zuständig. Beide haben in den vergangenen sechs Monaten den Lehrgang «Kirchliches Umweltmanagement» absolviert. Sie besuchten verschiedene Kirchgemeinden in der Schweiz, die den «Grünen Güggel» erhielten. Die Reise führte sie vom Bodensee bis ins Berner Hinterland. Dort konnten sie sich über die Umsetzung in der Praxis austauschen, bekamen Ideen und einen Eindruck davon, «welcher Aufwand dahintersteckt».

Der Weg zum Zertifikat besteht aus zehn Schritten. Sie helfen den Kirchgemeinden, ihre Auswirkungen auf die Umwelt zu erfassen, Ressourcen zu sparen. Am Ende geht es darum, dass die Kirchgemeinden ihren Beitrag zum Klima- und Naturschutz leisten. Oder wie es in den Kirchen seit den 1980er-Jahren heisst: die Schöpfung bewahren.

Gründung eines Umweltteams

Um diese Schritte zu gehen, braucht die Kirchgemeinde ein Umweltteam. Therese Grütter und Rebekka Steinmann haben kürzlich ein solches gegründet. Das Team macht eine Bestandsaufnahme und erstellt den Umweltbericht. Im Moment sind Grütter und Steinmann dabei, alle Daten zusammenzutragen. Das Umweltmanagementsystem «Grüner Güggel» zeigt den Kirchgemeinden auf, wo Handlungsbedarf besteht und welche Fortschritte bereits erzielt worden sind. Es basiert auf dem international anerkannten Eco-Management and Audit Scheme (Emas) der Europäischen Union. In der Schweiz ist die In­stitution «oeku», Kirche und Umwelt, für das Label verantwortlich. Für den «Grünen Güggel» werden sieben Messgrössen berücksichtigt, um die Umweltauswirkungen einer Kirchgemeinde zu dokumentieren. Diese sind: Wärmeenergie und Strom, CO2-Emissionen, Wasser, Abfall, Bio­diversität, Konsum und Arbeitssicherheit.

Und da schneidet die Reformierte Kirche Niederamt nicht schlecht ab: Im Niederamt gibt es zwei reformierte Kirchen, vier Kirchgemeindehäuser und einige vermietete Pfarrhäuser. Das Kirchgemeindehaus in Schönenwerd wird mit Fernwärme versorgt, die Kirche in Däniken wird in diesem Jahr von Elektroheizung auf Wärmepumpe umgestellt. Nieder- und Obergösgen wurden bereits energetisch saniert. Auf dem Dach des Kirchgemeindehauses in Niedergösgen gibt es Solarzellen, bei der Kirche Däniken ist der Aufbau 2024 geplant.

Auch bei Veranstaltungen wird auf Umweltschutz gesetzt: Der Abfall wird schon länger getrennt entsorgt, in der Kirche sind PET-Flaschen und Einweggeschirr verboten, und es wird weniger Papier und Reinigungsmittel verbraucht. Und die Lampen wurden auf Energiesparlampen umgestellt. Vor allem im Aussenbereich der Kirchen und Gemeindehäuser gebe es noch viel zu tun, sagt Therese Grütter. Statt Laub und Äste zu entsorgen, könnten sie als Unterschlupf für Insekten oder Igel dienen. Und in Niedergösgen wurden Neophyten ausgerissen, die man vorher gar nicht wahrgenommen hatte.

«Grüner Güggel» im nächsten Jahr

Die Kirchgemeinde Niederamt will sich nächstes Jahr zertifizieren lassen. Damit wäre sie die erste im Einzugsgebiet der Solothurner Kantonalkirche, die den «Grünen Güggel» erhält. Bis dahin haben Grütter und Steinmann noch viel admini­strative Arbeit vor sich. Akribisch halten sie fest, welches Gebäude welche Heizung und welche Tiefkühltruhe hat, wie viel Abfall anfällt, oder wie hoch die Stromrechnung ist. «Es ist gut, alle Daten einmal zu erfassen, dann weiss man, wo man steht», erklären die beiden.

Der Kurs hat Grütter und Steinmann vieles bewusst gemacht, so achten sie auch privat darauf, welche Putzmittel sie kaufen oder woher die Orangen kommen. Für sie habe sich der Lehrgang gelohnt, man bekomme Ideen für zukünftige ­Projekte in der Kirchgemeinde. Und vielleicht gibt es im Niederamt einmal eine Gruppe «Freitagsgärtner» für Leute, die keinen eigenen Garten haben, aber trotzdem gerne an der frischen Luft pflanzen und jäten. Gemeinsam macht es mehr Spass.

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