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500 Jahre Reformation

Eine Reformation ohne Reformator

von Carmen Schirm-Gasser
min
26.04.2024
Vor 500 Jahren geschahen in Schaffhausen Ereignisse, die im Hinblick auf den langen Weg zur Reformation von grosser Bedeutung waren.

Es war das Jahr 1524. Für eine tatsächliche Revolution war es noch zu früh in Schaffhausen. Doch es war ein starkes Zeichen, das der Abt des Benediktinerklosters Allerheiligen, Michael Eggenstorfer, gesetzt hatte. Es war ein erster Schritt hin zu einer reformatorischen Erneuerung.

Der Abt war ein Anhänger Luthers. Er hatte Mönche aus seinem Kloster zum Studium nach Wittenberg gesandt, wo der Reformator wirkte. Auf diese Weise kamen viele Gedanken Luthers nach Schaffhausen. Am Dienstag vor Pfingsten 1524 unterzeichnete Michael Eggenstorfer einen Vertrag mit der Stadt Schaffhausen, in dem vereinbart wurde, die Abtei in eine Probstei umzuwandeln.

«Eine Probstei ist eine Gemeinschaft ehemaliger Mönche, welche die Seelsorge im Klostergebiet ausübten oder weltlichen Berufen nachgingen, mehrere von ihnen heirateten», sagt Erich Bryner, Pfarrer und Kirchenhistoriker. «Das Vermögen des Klosters ging mehrheitlich an die Stadt, ein kleiner Teil diente dem Lebensunterhalt der Mönche. Aus dem Kloster wurde die Reformierte Pfarrgemeinde Münster, die es bis heute gibt.

Wegbereiter Sebastian Hofmeister

Wegbereiter dieser Entwicklungen war Sebastian Hofmeister. «Er hat den reformatorischen Gedanken in die Munot-Stadt gebracht», sagt Erich Bryner. Hofmeister war ein gebürtiger Schaffhauser, hatte in Paris studiert und doktoriert, war in den Franzis-kanerklöstern von Zürich, Konstanz und Luzern als Lesemeister tätig. Im Laufe der Zeit wandte er sich der Reformation zu und brachte den neuen Glauben unter die Leute. Zu viel für
die damalige Zeit. Er wurde als «trutziges, hoffärtiges Mönchlein» der Ketzerei angeklagt und aus Luzern vertrieben.

Im Herbst 1522 kam er in seine Heimatstadt Schaffhausen zurück. Hier trat er in das Barfüsserkloster ein und verkündete den neuen Glauben. In kurzer Zeit fand er eine breite Anhängerschaft, so dass er 1523 an Zwingli schrieb: «Bei uns wird Christus mit höchstem Begehren angenommen, Gott sei Dank. Viele, die einst die schärfsten Feinde waren, kommen zur Vernunft.» 

Hofmeister setzte Gottesdienstreformen durch und sorgte dafür, dass «allerlei Zeremonien und Zünselwerk» aus den Kirchen verschwanden. Aus mehreren Kirchen wurden Altäre und Bilder ausgeräumt. Der Text der Messe wurde geändert, Gottesdienste wurden in deutscher Sprache gefeiert.

Eine Reformation 1529 ohne Reformator

Sebastian Hofmeister wurde ein Jahr nach der Übergabe des Klosters an die Stadt der Ketzerei bezichtigt und aus Schaffhausen verbannt. Er ging nach Zürich, Bern und Zofingen, wo er einflussreiche Ämter bekleidete und 1533 verstarb. 1529 indes hatte sich das politische Umfeld gewandelt. Mit dem Beitritt Berns und Basels zur Reformation hatten sich die kirchlichen und politischen Machtverhältnisse in der Eidgenossenschaft zugunsten der Reformation verändert. Die Reformation in Schaffhausen hatte indes ohne Reformator stattgefunden. Ein profilierter Theologe fehlte.

 

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